Der Inhalt zusammengefasst: Jesus von Nazaret ist der Mensch gewordene Gott.
Die Menschwerdung Gottes geschieht im jüdischen Israel, als Herodes unter Duldung der Römer das Land regierte. Vor 30 n. Chr. trat Jesus öffentlich auf, heilte Kranke, trieb böse Geister aus und erklärte die Nähe Gottes, seines Vaters, zu den Armen und Ausgegrenzten als „Reich Gottes“. Er sammelte Schülerinnen und Schüler (Jüngerinnen und Jünger) und lehrte das Verzeihen statt dem Hass, die Liebe zu Gott und zu den Nächsten, die Vergebung der Sünden, den Glauben, der Wunder bewirkt, die Treue zwischen Mann und Frau, die Liebe zu den Kindern, den Armen und den Kranken. In Jerusalem ließ er sich verhaften, um mit den Priestern zu reden. Diese lieferten ihn den Römern aus, die ihn kreuzigten. Er litt damit solidarisch mit allen Leidenden und forderte damit die Täter auf, sich zu bekehren. Im Tod wandelte er die erlittene Gewalt in Liebe zu seinem göttlichen Vater. Vorher drehte er beim Abendmahl das Opfer für Gott in ein Opfer Gottes für die Menschen um. Nach seinem Tod ist er auferstanden und über 500 Jüngerinnen und Jünger erschienen. Er sandte ihnen als Auferstandener den Heiligen Geist und sie ließen sich auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist taufen.
Weihnachten und Geburt Jesu: Gott ist der Grund, warum wir auf der Welt sind und dieser Grund wird ein Kind. Das Kind wird in eine Futterkrippe gelegt, weil in der Herberge kein Platz ist. Armen Hirten erscheinen Engel, die sie auffordern, das Kind in Betlehem zu besuchen. Sterndeuter kommen aus dem Osten und bringen Weihrauch, Gold und Myrrhe. Der Herrscher Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben und Josef und Maria müssen mit dem Kind nach Ägypten fliehen.
Mit 12 Jahren diskutierte er mit den Lehrern im Tempel und sagte zu seinen Eltern: Ich musste im Haus meines Vaters sein. Mit ca. 29 Jahren ließ er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen, eine Stimme Gottes war zu hören: Dies ist mein geliebter Sohn. Der Heilige Geist führte ihn 40 Tage in die Wüste. Er begann sein öffentliches Auftreten mit ¨Kehrt um, das Reich Gottes ist nahe.¨ Er heilte Kranke (Blinde, Taube, Gelähmte, Stumme), trieb Dämonen aus, erweckte Tote und verkündete den Armen die gute Nachricht von Gott. Die Heilungen sind die Zeichen der Nähe Gottes. Hier eine Übersicht über die Heilungen:
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Matthäus |
Markus |
Lukas |
Johannes |
Er heilt einen Geisteskranken in der Synagoge |
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Mk 1,21-28 |
Lk 4,31-37 |
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Er heilt die Schwiegermutter des Petrus |
Mt 8,14-15 |
Mk 1,29-31 |
Lk 4,38-39 |
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Er heilt verschiedene Kranke in Karpharnaum |
Mt 8,16-17 |
Mk 1,32-34 |
Lk 4,40-41 |
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Er heilt verschiedene Kranke in Galiläa |
Mt 4,23-25 |
Mk 1,39; 3,7-8; 3,10-11 |
Lk 4,44; 6,17b-19 |
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Er heilt einen Aussätzigen/Leprakranken |
Mt 8,1-4 |
Mk 1,40-45 |
Lk 5,12-16 |
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Er heilt den Diener des Hauptmanns |
Mt 8,5-13 |
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Lk 7,1-10 |
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Er heilt zwei Geisteskranke in Gerasa |
Mt 8,28-34 |
Mk 5,1-20 |
Lk 8,26-39 |
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Er heilt einen Gelähmten |
Mt 9,1-8 |
Mk 2,1-12 |
Lk 5,17-26 |
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Er heilt eine blutflüssige Frau |
Mt 9,20-22 |
Mk 5,25-34 |
Lk 8,43-48 |
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Er heilt zwei Blinde |
Mt 9,27-31 |
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Er heilt einen stummen Geisteskranken |
Mt 9,32-33 |
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Er heilt einen Mann mit verdorrter Hand |
Mt 12,9-14 |
Mk 3,1-5 |
Lk 6,6-11 |
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Er heilt kranke Frauen |
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Mk 8,1-3 |
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Er heilt einen Blinden und einen stummen Geisteskranken |
Mt 12,22-23 |
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Lk 11,14 |
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Er verteidigt sich gegen den Vorwurf des Bundes mit dem Teufel |
Mt 12,24-37 |
Mk 3,22-30 |
Lk 11,15-23 |
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Er kündigt ein Zeichen an: wie Jona 3 Tage in der Erde |
Mt 12,38-42 |
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Lk 11,16.29-32 |
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Er verbietet das Weitererzählens des Wunders |
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Mk 7,36 |
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Er warnt Gesunde, die geisteskrank waren |
Mt 12,43-45 |
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Lk 11,24-26 |
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Er wirkt keine Wunder in Nazaret |
Mt 13,53-58 |
Mk 6,1-6 |
Lk4,16.22.24 |
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Er heilt Kranke im Gebiet von Genesareth |
Mt 14,34-35 |
Mk 6,53-56 |
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Er heilt einen Taubstummen |
Mt 15,29-31 |
Mk 7,31-37 |
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Er heilt die Tochter einer Syrophönizierin |
Mt 15,21-28 |
Mk 7,24-30 |
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Er heilt einen Blinden in Bethsaida |
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Mk 8,22-26 |
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Er heilt einen Kranken / Teich Bethesda |
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Joh 5,1-9 |
Er heilt einen kranken Jungen |
Mt 17,14-21 |
Mk 9,14-29 |
Lk 9,37-43a |
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Ein Heiler heilt im Namen Jesu |
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Mk 6,38-41 |
Lk 9,49-50 |
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Er heilt eine verkrümmte Frau |
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Lk 13,10-17 |
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Er heilt einen Wassersüchtigen |
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Lk 14,1-6 |
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Er heilt den Sohn eines Beamten in Kafarnaum |
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Joh 4,46-54 |
Er heilt einen Blindgeborenen |
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Joh 9,1-41 |
Er heilt zehn Aussätzige |
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Lk 17,11-19 |
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Er heilt Bartimäus und einen anderen Blinden |
Mt 20,29-34 |
Mk 10,46-52 |
Lk 18,35-43 |
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Er heilt das Ohr des Malchus |
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Lk 22,49-51 |
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Totenerweckungen: |
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Er erweckt einen Jüngling in Nain |
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Lk 7,11-17 |
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Er erweckt Lazarus |
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Joh 11,1-44 |
Er erweckt die Tochter des Jairus |
Mt 9,18-19.23-26 |
Mk 5,21-24.38-43 |
Lk 8,40-42.49-56 |
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In der Bergpredigt und in den Gleichnissen erklärte Jesus die neue Sicht und den neuen Weg.
Seine Ratschläge: Lass dich von Gott beschenken wie ein Kind. Gib den Hungrigen zu essen und den Durstigen zu trinken. Nimm die Fremden und Obdachlosen auf. Gib den Nackten Kleidung. Besucht die Kranken, pflegt sie, legt ihnen die Hände auf und heilt sie. Besucht die Gefangenen. Wendet keine Gewalt an. Vergelte Böses mit Gutem. Liebe die Menschen, die du siehst. Liebe Gott aus deinem ganzen Herzen. Beschimpfe niemanden. Verurteile niemanden in deinem Herzen. Schwör nicht. Stifte einen gerechten Frieden. Versöhne dich mit deinem Gegner. Liebe deine Feinde. Stellt euer Gebet und Fasten nicht zur Schau.
In der Auseinandersetzung mit der Jerusalemer Priesterschaft (Partei: Sadduzäer), den Pharisäern und den Herodianern hielt er diese seine Lehre der relativen Gewaltlosigkeit durch und ließ sich von der Tempelwache verhaften. Die Hohen Priester klagten ihn wegen Gotteslästerung an. Todesurteile konnten die Priester nicht vollstrecken, deswegen lieferten sie Jesus an den römischen Statthalter Pontius Pilatus aus, der ihn kreuzigen ließ.
- Klasse, 3: Jesus schreibt sich in die Biographie seiner Gegner
Als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, sagte er „Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Warum bittet er Gott-Vater, den Tätern zu verzeihen und was wissen sie nicht, was sie tun? Diese zwei Fragen sind zentrale Fragen, die Jesu Handeln erklären sollen. 1. Was wissen die Täter nicht? Sie wissen nicht, dass er unschuldig ist. Falsche Zeugen sind gegen ihn aufgetreten und das Urteil war auf Lügen aufgebaut. Damals wurden aber auch bewusst Unschuldige hingerichtet. Vielen war das egal, weil sie durch diese gemeinsame Aktion die Rivalitäten untereinander verhinderten. Einige aber sahen, dass es Unrecht war und dass hier bei Jesus ein außergewöhnlicher Mensch ermordet wurde. Ein Hauptmann der Römer sagte: „Es ist wahr, dieser war der Sohn Gottes!“ Die anderen Täter wussten nicht, dass sie hier Gott-Sohn ermorden: Römische Soldaten ermorden den menschgewordenen Gott und dieser betet für sie. Er schreibt sich in ihre Lebensgeschichte und wird ihnen so ganz nahe. 2. Warum bittet Jesus seinen Gott-Vater, ihnen zu verzeihen? Es schmerzt Gott-Vater, dass Jesus gegeißelt, ans Kreuz geschlagen und ermordet wird. Sein Zorn würde bedeuten, dass er den Tätern den Segen verweigert und sich zurückzieht. Gott lässt den Menschen auch die Freiheit zum Bösen. Er zieht sich aber dann zurück und lässt sie in ihrer Schuld und ihrer Verschlossenheit zurück. Jesus aber bittet Gott-Vater, ihnen ihre Schuld zu vergeben. Er will seine Mörder zur Umkehr bewegen. Denn er möchte alle Menschen zu einem Gottesvolk sammeln. Da ist es notwendig, dass sich alle zum guten Gott bekehren. (Buch S. 58/59, 90/91, 106)
- Klasse, 3: Jesus leidet mit den Leidenden
Jesus, der König wird denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.
Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König Jesus ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25, 31-46, vom Weltgericht)
Gott wird Mensch und leidet mit den Leidenden, weint mit den Weinenden und freut sich mit Freuenden. Die Passion Jesu zeigt sein Mitleiden mit den Unterdrückten, Ausgestoßenen und Armen der Menschheit. Seine Auferstehung zeigt die Befreiung der Unterdrückten, in die Gemeinschaft hereingenommenen Ausgestoßenen und mit Gottes Segen beschenkten Armen.
- Klasse, 3: Jesus, befreite viele Menschen von Angstattacken, heilte sie von Krankheiten, schenkte Blinden das Augenlicht wieder und Tauben das Gehör, redete auch mit den verhassten Zöllnern und anderen verachteten Menschen, die ihm dafür unendlich dankbar waren. Er ließ sich von niemandem einschüchtern, war schlagfertig in seinen Antworten, zeigte Zivilcourage, lehrte die Menschen, wie sie richtig leben sollten, um aus dem Teufelskreis von Gewalt Gegengewalt, Rache und Schuld auszubrechen und dauerhaft glücklich zu werden. Kurz: Jesus hatte Visionen und Charisma.
Ostern: Das hätte den Feinden von Jesus so gepasst, dass er einfach nach seinem Tod verschwindet. Aber da hatte noch sein himmlischer Vater ein Wörtchen mitzureden. Er ließ ihn nicht sang- und klanglos in die Herrlichkeit sterben. Dazu war die Liebe zu den Menschen zu groß. Nicht nur, dass er ihn mit seinem Körper sofort in seine Herrlichkeit aufnahm, er zeigte auch den Frauen und Männern am Grab, dass dieser Jesus wirklich sein Sohn war. Ja und nicht nur das, er zeigte den Menschen auch, dass Jesu Weg das sinnvolle und vorbildliche Leben ist. Jesus erschien in den Tagen nach seinem Tod (40 Tage) vielen Anhängerinnen und Anhängern. 50 Tage danach, zu Pfingsten, kam der Heilige Geist auf sie herab.
Weiterführende Literatur: Jesus gibt Orientierung: Wunder und Jesus (5. Klasse) Lilien auf dem Felde (5. Klasse), Das solidarische Mitleiden Jesu, seine Heilungen und das Durchbrechen des Teufelskreises von Gewalt, Rache und Schuld (7. Klasse S. 58, 90), Advent (7. Klasse S. 58,90), (8. Klasse S. 68), Weihnachten (5. Klasse S. 58) (7. Klasse S. 58,90) (8. Klasse S. 68), Johannesprolog (6. Klasse S. 70), Osterfestkreis (5. Klasse S. 102, 6. Klasse S. 118, 7. Klasse S. 98, 8. Klasse S. 110)
Überlegungen:
Jesus in der Synagoge von Nazaret
Nach seinem Aufenthalt in der Wüste kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Jesaja 61,1-2a)
Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. (Lk 4,14-24)
Firmung und Heiliger Geist
„Bei der Firmung streckt der Bischof zunächst die Hände über alle Firmlinge aus, ruft den Heiligen Geist auf sie herab, legt jedem Firmling die Hand auf und salbt sie/ihn mit Chrisam. Dabei spricht er: „... sei besiegelt durch die Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“ Die Zeichen und Worte der Firmspendung bringen zum Ausdruck: Jetzt handelt Gott - er schenkt seinen Heiligen Geist. Die Salbung der Stirn mit Chrisam stellt die „Salbung“ des Firmlings durch den Heiligen Geist dar, von dem Christus gesagt hat: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen“ (Lk 4,18). (Text der Pfarre Jabing, abgerufen 23.3.2016 http://www.pfarre-jabing.at/index.php/sakramente-pastoral/firmung)
Sendung von Christinnen und Christen:
den Armen eine frohe Botschaft zu bringen,
alle zu heilen, deren Herz zerbrochen ist,
den Gefangenen die Entlassung zu verkünden,
den Gefesselten die Befreiung
und ein Gnadenjahr auszurufen.
Drei Szenen der Passion Jesu
Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 23,32-34)
Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk 23,39-43)
Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn. (Mk 15,37-39)
Die Geschichte von Johannes Kneifel, „Vom Skinhead zum Pastor“
Mit 17 Jahren verprügelt er einen Mann, der einen Tag später stirbt. Johannes Kneifel muss für fünf Jahre ins Gefängnis. Dort besucht er einen Gottesdienst, was seinem Leben die Wende gibt. Heute ist er Pastor.
Rückblick, 9. August 1999: Johannes Kneifel und sein Freund stehen am Kiosk und trinken ihr sechstes Bier. Aus ihrem Ghettoblaster dröhnt rechte Musik, … Wenig später verprügelt Johannes Kneifel mit seinem Kumpel einen Mann, den alle nur „Hippie“ nennen und der die beiden auf ihre rechte Gesinnung angesprochen hat. Mit dem Springerstiefel tritt Kneifel dem Mann gegen den Kopf, als dieser bereits blutend am Boden liegt … Der Gewalttäter von damals ist heute jemand, der bei Alten und Kranken am Bett sitzt; jemand, dem Eltern ihre Kinder anvertrauen. „Rein menschlich ist das, was passiert ist, nicht zu erklären“, sagt Johannes Kneifel vor rund 520 Besuchern der Zeltkirche in Untermünkheim. Mit „das“ meint er seinen Wandel vom abgeschriebenen, weggesperrten, hoffnungslosen Fall zum Hoffnungsträger. Heute geht er als Pastor in Jugendstrafanstalten und spendet Trost. … Mucksmäuschenstill ist es im Zelt, als Johannes Kneifel aus seinem Buch „Vom Saulus zum Paulus“ vorliest. Er schildert seine Verhaftung, die Gerichtsverhandlung und die Zeit im Gefängnis; wie er sich anfangs in Selbstmitleid ergeht; wie er jeden Sonntag den Gottesdienst besucht und doch nichts damit anfangen kann; wie der Pastor ihn an Weihnachten mit einer Kanne Kaffee in Isolationshaft besucht, als er sich nicht mehr wie ein Mensch fühlt; wie die ausländischen Häftlinge ihn teils netter behandeln als die deutschen. Und wie er im Gottesdienst eine Eingebung hat und spürt, dass Gott ihn auffordert, ihn in sein Leben zu lassen. „Ich hatte keine Vision oder so, ich habe Gott nicht gesehen, aber ich wusste, dass er da war.“ In seiner Zelle kniet er nieder vor dem Kreuz Jesu, das er in Gedanken vor sich sieht. All die Jahre zuvor war er so hart geworden, dass er keine Autorität über sich dulden konnte. Er spürt, wie ihm eine riesige Last von den Schultern genommen wird, wie er seine Schuld abgeben kann. Wieder in Freiheit studiert er evangelische Theologie, heiratet und bekommt zwei Kinder. Mit seinen Eltern hat er sich ausgesöhnt. Und auch mit sich selbst hat er Frieden geschlossen. Wenn er zurückblickt, empfindet er weder Scham noch Stolz. Er ist dankbar. Jetzt spendet er Trost in dunklen Stunden. Er weiß, wovon er spricht.
(Artikel im Haller Tagblatt von Verena Bufler vom 11.10.2013, gekürzt, abgerufen am 24.3.2016 http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/art1158703,2248245l)