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  1. Klasse 5: Selig die Sanftmütigen

Frieden malenDer heilige Martin lehnte es ab, mit dem Kaiser Julian in den Krieg zu ziehen. Was brachte ihn dazu? Franz Jägerstätter lehnte es ab, mit Hitler in den Krieg zu ziehen. Was brachte ihn dazu? Jesus lehnte es ab, einen Aufstand gegen die Römer und die Tempelbehörde zu machen. Er sagte zu Petrus: „Stecke dein Schwert weg!“ Was brachte ihn dazu? Papst Johannes Paul II verurteilte die Irakkriege. Was brachte ihn dazu? Elija erfuhr Gott nicht im Gewitter, sondern im sanften Säuseln des Windes.

Was sagt das über Gott? Jesus spricht die Sanftmütigen selig: „Sie werden das Land erben!“ Welche Erfahrung macht er? Jesus sah die Soldaten, die jeden zwingen konnten, eine Meile ihr Soldatengepäck zu tragen. Er sagt: „Trage dem Soldaten das Gepäck zwei Meilen.“ Wie wirkt sich das dann aus? Jesus sagt auch, man soll zu niemandem Trottel oder ein anderes Schimpfwort sagen. Warum sagt er das?

Die Gewaltfreiheit Jesu, sein dritter Weg

Wenn man Jesu in seinem ursprünglichen sozialen Zusammenhang hört und die Worte nicht herausreißt, dann hat man die radikalsten Aussagen vor sich, die je gemacht wurden.

Es gibt dJesus j1rei mögliche Reaktionen auf das Böse: 1. Passivität, 2. Gegengewalt oder 3. den Weg der Gewaltlosigkeit, wie ihn Jesus gefordert und vorgelebt hat. Die Juden in Galiläer kämpften - nur zwei Jahrzehnte bevor Jesus auftrat - erfolglos gegen Rom. Jesus und viele andere hatten zweifellos mit angesehen, wie zweitausend ihrer Landsleute von den Römern an den Straßenrändern gekreuzigt worden waren. Oder sie hatten Aufständische gekannt, die in die Sklaverei verkauft worden waren. Es gab damals nur zwei Möglichkeiten: Unterwerfung oder Aufstand. Jesus lehnt Passivität und Gewalt als Antwort auf das Böse gleichermaßen ab. Seine Alternative beschreibt einen Dritten Weg. Jesus verdeutlicht sein Verständnis von Gewaltlosigkeit durch drei kurze Beispiele: "Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin!" Weshalb ausgerechnet die rechte Backe? Wie schlägt man überhaupt einen anderen auf die rechte Backe? Der Schlag eines Rechtshänders mit der rechten Faust landet in der Regel auf der linken Wange seines Gegners. Ein Faustschlag auf die rechte Wange müsste ein linker Haken sein. Aber in der damaligen Gesellschaft pflegte man die linke Hand nur zu unreinen Verrichtungen zu benutzen. Nur mit der rechten Rückhand könnte man sein Gegenüber auf die rechte Backe schlagen. Es .geht hier also zweifellos nicht um einen Faustkampf sondern um eine Beleidigung. Sklavenhalter schlugen mit der Rückhand ihre Sklaven, Ehemänner ihre Frauen, Eltern ihre Kinder, Römer Juden. Es handelt sich hier also um Beziehungen zwischen Ungleichen. Die Zuhörerschaft Jesu bestand aus den Opfern ("Wenn dich jemand schlägt…vor Gericht zieht...zwingt, eine Meile zu gehen"). Jesus empfiehlt diesen - ohnehin genügend gedemütigten - Menschen, die andere Backe hinzuhalten. Dies nimmt dem Unterdrucker die Möglichkeit, sie zu demütigen. Die Person, die die andere Backe hinhält, sagt damit: "Versuch es noch einmal! Dein erster Schlag hat sein eigentliches Ziel verfehlt. Ich verweigere dir das Recht, mich zu demütigen. Ich bin ein Mensch wie du. Dein Status (Geld, Geschlecht, Rasse, Alter) ändert nichts an dieser Tatsache. Du kannst mich nicht entwürdigen."

Solch eine Reaktion bringt den Angreifer in enorme Schwierigkeiten. Wie soll er auf die andere Backe seines Opfers einschlagen? Nimmt er die Faust, dann erkennt er den anderen oder die andere als ebenbürtig an. Aber der Sinn des Rückhandschlags war ja gerade, das Kastensystem und seine institutionalisierte Ungleichheit zu bestätigen! Der Angreifer ist gegen seinen Willen gezwungen worden, sein Gegenüber als gleichwertigen Mitmenschen zu betrachten. Ihm ist die Macht genommen, sein Opfer zu entwürdigen.

Das andere Beispiel Jesu: Wenn dich einer zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, gehe zwei. Das Beispiel bezieht sich auf die Praxis der Römer, die Zwangsarbeit, die römische Soldaten Bürgern des Besatzungsgebietes aufbürden konnten, zu begrenzen. Ein Soldat durfte einen Zivilisten auffordern, sein Gepäck eine Meile zu tragen; jeder Versuch, ihn zu einem weiteren Weg zu zwingen, wurde vom Militärgesetz strengstens geahndet. Jesus war sich klar darüber, dass jede bewaffnete Revolte gegen die römische Besatzungsmacht zwecklos war. Hier geht es um die Frage, wie die Unterdrückten die Initiative zurückbekommen - wie sie ihre menschliche Würde wahren können. Man stelle sich die Überraschung des Soldaten vor, der sich beim nächsten Meilenstein mürrisch sein Gepäck angeln will (30 bis 40 Kilo Gesamtgewicht!) und gesagt bekommt "Ach nein, lass es mich noch eine Meile tragen." Der Unterdrückte hat selbst die Initiative in die Hand genommen. Der Soldat gerät außer Fassung, weil er einer unvorhersagbaren Reaktionsweise begegnet. Die Gemeinde von Matthäus hat die Worte von Jesus so aufgeschrieben: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: "Ein Auge für ein Auge und einen Zahn für einen Zahn." Aber ich sage euch: setzt dem, der böse ist, keine Gewalt entgegen. Sondern wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die linke hin; … wenn dich einer zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei Meilen. (Mt.5,38-41) (aus: Dr. Walter Wink, Angesichts des Feindes, Der dritte Weg Jesu in Südafrika und anderswo, Claudius Verlag München 1988, S.33-45)

  1. Klasse 5. Martin von Tours. Einmal begegnet ihm im Winter ein notdürftig gekleideter Armer. Martin zog sein Schwert, schnitt den Mantel mitten durch und gab die eine Hälfte dem Armen, die andere legte er sich selbst wieder um.

            Friedensbild JesajaWenige Wochen nach diesem Ereignis, zum Osterfest 334, empfing Martin – 18jährig – das Sakrament der Taufe. Dennoch verblieb er weiterhin Soldat, dachte aber viel darüber nach, ob sich Christsein und Kriegsdienst vereinen ließen. Unterdessen waren fremde Stämme in Gallien eingefallen, und Kaiser Julian zog bei Worms das Heer zusammen. Martin sagte zum Kaiser: „Bis heute habe ich dir gedient; gestatte nun, dass ich jetzt Gott diene. Ich bin ein Soldat Christi; es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen.“ Martin nahm seinen Abschied vom Soldatenstand.

  1. Klasse 5: Katholische Lehre vom rechtlich geregelten Krieg: Papst Johannes Paul II warnte die USA vor beiden Irakkriegen. Johannes Paul II. nahm mit großem Engagement öffentlich gegen Kriege Stellung. Im Jahr 1999 sprach er sich etwa gegen den Kosovo-Krieg aus. Wiederholt äußerte er seine Ablehnung des Dritten Golfkriegs; beispielsweise kritisierte er die Irak-Politik der USA bei der Audienz von George W. Bush im Juni 2004. Seine Ablehnung kam aus der katholischen Lehre vom rechtlich geregelten Krieg.

Der gerechte (besser: rechtlich geregelte) Krieg als Modell in der christlichen Geschichte:

            Als gerechten Krieg (lateinisch bellum iustum) bezeichnet abendländische Rechtstradition einen Krieg oder bewaffneten Konflikt zwischen Kollektiven – meist Staaten –, dessen Begründungen, Ziele und Mittel bestimmte Bedingungen erfüllen und deshalb als ethisch gerechtfertigt gelten. Das Wort „gerecht“ kann irreführend sein. Es geht nicht um einen gerechten Ausgleich, sondern um rechtlich geregeltes, legitimes Handeln (iustus).

            Der Begriff entstand in der griechisch-römischen Antike und wurde seit der Konstantinischen Wende (313) in der christlichen Theologie zu einer detaillierten Theorie entfaltet. Diese versucht, militärische Gewaltausübung nach außen an legitime Autoritäten und allgemeingültige, auch rational einsichtige Zwecke zu binden und so zu begrenzen. Dies unterscheidet die kirchliche Kriegsethik vom Dschihad im Islam, der direkt mit Gottes Auftrag im Koran ohne Vernunftgründe legitimiert wird. Das hängt im Islam damit zusammen, dass Allah nicht an die Vernunft gebunden ist, sondern willkürlich handelt.

            In der katholischen Kirche und an den Universitäten wurden schon im Mittelalter ein Völkerrecht und eine Kriegsethik entwickelt, die seit dem 16. Jahrhundert zu einem säkularen Völkerrecht ausgebaut wurden. Das seit dem 19. Jahrhundert vereinbarte Kriegsvölkerrecht wandelte sich in legale Kriegserklärungs- und Kriegführungsregeln, die die Staaten verbindlich unterzeichneten. (Der Marxismus formte die neuzeitliche Kriegsethik zu einer Lehre von der gerechten Revolution um.)

Hauptkriterien

            Die in der Scholastik entwickelten und in das Völkerrecht übernommenen Kriterien eines rechtlich geregelten Krieges verteilen sich auf das Recht zum Krieg (ius ad bellum): Wer darf aus welchen Gründen wozu Krieg führen? - und das Recht im Krieg (ius in bello): Welche Art der Kriegführung ist legitim?

Recht zum Krieg: legitime Autorität (legitima auctoritas/potestas), Vorliegen eines zulässigen Kriegsgrundes (causa iusta), gerechte Absicht der Kriegführenden (recta intentio), letztes Mittel zur Wiederherstellung des Rechts (ultima ratio), Aussicht auf Frieden mit dem Kriegsgegner (iustus finis), Verhältnismäßigkeit der Reaktion (proportionalitas).

Recht im Krieg: Verhältnismäßigkeit der angewandten militärischen Mittel, Unterscheidung von Soldaten und Zivilisten und Schutz der letzteren während der Kampfhandlungen (Immunitätsprinzip), Keine Tötung oder Folterung von Kriegsgefangenen.
Heute wird vor allem diskutiert, ob alle Kriterien zugleich (restriktive Auslegung) oder nur einige der wichtigsten (permissive Auslegung) erfüllt sein müssen, damit ein Krieg als gerecht gelten kann.

Filme dazu: Genfer Konvention zum Krieg (150 Jahre) https://www.youtube.com/watch?v=8GvwBaYrUl4

Henry Dunant und das Rote Kreuz https://www.youtube.com/watch?v=8GvwBaYrUl4

150 Jahre Rotes Kreuz https://www.youtube.com/watch?v=TUsyctCYhjE

martin luther kingGewaltfreiheit: Martin Luther King. jun. (1929-1968) war schwarzer amerikanischer Baptistenpfarrer und Nobelpreisträger, einer der Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Vorkämpfer des gewaltlosen Widerstandes gegen Rassendiskriminierung. Während seines Studiums begann sich King für Mahatma Mohandas K. Gandhi zu interessieren, dessen Lehren zum Kern seiner eigenen Philosophie des gewaltlosen Widerstandes werden sollten. 1955 wurde King gebeten, einen Boykott der Omnibusse in Montgomery anzuführen. Der Montgomery-Boykott war ein klarer Sieg des gewaltlosen Widerstandes und King ging aus ihm als hoch angesehener Führer der Schwarzen hervor. Während dieser gewaltlosen Kampagnen wurde er mehrmals festgenommen. Er führte den historischen Marsch auf Washington am 28. August 1963 an, auf dem er seine berühmte Rede „I Have a Dream“ hielt.

Gewalt durch Begehren. 7. Klasse 6: René Girard entwickelte die mimetische Theorie: Nachahmendes Begehren führt zu Rivalität, Gewalt und Ausstoßung. Wenn die Grundbedürfnisse gestillt sind, sucht der Mensch danach, was er noch alles begehren könnte. Er sieht andere, die etwas begehren und begehrt es auch. Er ahmt das Begehren eines anderen nach. William Shakespeare erzählt: Valentin erzählt überschwänglich seinem Freund Proteus von seiner großen Liebe, der „göttlichen“ Silvia. Wäre er sich der Liebe sicher, müsste er seinen Freund von den Vorzügen Silvias nicht überzeugen. Proteus verliebt sich unsterblich in Silvia. Er wird zum Rivalen von Valentin und die Freundschaft ist zerbrochen. Proteus spinnt sogar eine Intrige, sodass Valentin fliehen muss. Der französisch-amerikanische Kulturwissenschaftler René Girard hat die Auswirkung dieser Rivalität untersucht und entwickelte die mimetische Theorie. Mimetisch heißt nachahmend. Im Nachahmen des Begehrens wird der Mensch ein Rivale des anderen. Es kommt zum Streit und zum Kampf. Es schließen sich Bündnispartner an und einer von den Rivalen wird ausgestoßen. Das Ausstoßen eines Menschen aus der Gemeinschaft schließt die anderen zusammen. Sie erleben diese gemeinsame Tat als Beginn einer Friedenszeit. Obwohl sie gewalttätig nach außen waren, erlebten sich die Gruppenmitglieder untereinander als neue Freunde.

Dieses Ausstoßen eines Menschen, der sogenannte Sündenbockmechanismus wird jetzt wiederholt. Es werden Personen gesucht, die geopfert werden. Es können Verbrecher sein, Kriegsgefangene oder völlig Unschuldige. Die Menschenopfer werden im Laufe der Zeit durch Tieropfer ersetzt. Die Menschen opfern, damit ihre Rivalität, die durch das nachahmende Begehren ausgelöst wird, nicht ausbricht. Sie sind dem ersten Opfer der Ausstoßung dankbar, dass er ihnen den Frieden gebracht hat. Er wird zum Helden.

  1. GirardKlasse 6: Alternativen zu Gewalt durch Begehren. Das nachahmende Begehren führt nach René Girard zu Rivalität, Rivalität zu Gewalt, Streit (jeder gegen jeden) führt zu Ausstoßung. Ausstoßung führt zu ständigen Menschenopfern. Auch Jesus wäre es in Nazaret so ergangen (Lukas 4,16-30). Christinnen und Christen fragen sich, ob es nicht anders gehen könnte:
    1. Muss es zur Rivalität kommen? Nein. Wenn ich mein Begehren vollkommen auf Gott richte, verringert sich meine nachahmende Gier. Das Gottesgebot „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft“ hilft, das Begehren zu verringern. Das 9.u.10. Gebot heißt: Begehre nicht deines Nächsten Ehe-Partner und die Güter deines Nächsten! Dieses Gebot wird durch das erste Gebot unterstützt.
    2. In der Rivalität hilft das christliche-jüdische Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Auch die Jesusgebote: „Liebe deine Feinde“ und „Verzeih deinem Feind“ sind hilfreich. Diese Gebote sind dann leichter zu befolgen, wenn man sich wie Abraham von Gott berufen, gesegnet und beschenkt sieht. Dann ist das Verzeihen leichter zu bewerkstelligen.
  2. Wenn jemand in Gefahr ist, ausgestoßen zu werden, sollten ChristInnen bedenken, dass sie Menschen nicht verurteilen dürfen. Sich Feindbilder machen ist Sünde. Jesus sagt: „Verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet.“ Die Täter fühlen sich oft besser und werden selbstgerecht. Auch diese Gebote sind leichter zu befolgen, wenn man sich von Gott beschenkt und gesegnet sieht. Abraham verzichtete auf die besseren Weidegründe, weil er sich von Gott berufen sah und Gott mit ganzem Herzen liebte. Er verglich sich nicht mit anderen, wurde nicht neidisch, sondern schaute auf Gott.
  3. Das 10. Gebot „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau!“ wird unterstützt vom Gebot „Liebe Gott aus ganzem Herzen!

Weiterführende Literatur: Gewalt durch Begehren (7. Klasse, Buch S. 88-89), Die Praxis der Gefängnisseelsorge, (6. Klasse S. 32)

Zum Überlegen:

Gewaltlosigkeit, Nachgeben
(Damals sagte Jesus:) Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.
Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.
(Mt 5,38-42)

Den Tod lieben
Die Islamisten behaupten, in einer alten Botschaft von Al Qaida: „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“.
(Textquelle: Reinhard Müller, Wir fürchten den Tod nicht, FAZ, 18.11.2015, abgerufen am 2.4.2016, http://www.faz.net/aktuell/politik/terror-in-paris-wir-fuerchten-den-tod-nicht-13919456.html#/elections )

Gott lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne (und Töchter) eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder (und Schwestern) grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.
(Mt 5,42-48)

Die Entstehung der Rivalität und der Gewalt durch das nachahmende Begehren nach René Girard. 
Proteus: „Wie eine Fieberglut die andre austreibt,
ein Nagel mit Gewalt den andern ausschlägt,
ist meine Liebe zu der früh'ren Liebsten
vergessen über diesem neuen Ziel!
Ist es mein Aug? Valentins Lob?
Ist's ihre Schönheit und Wahrheit oder meine Falschheit,
die mir die Sinne raubt, dass ich nur sinne:
"Schön ist sie!" - Schön war zwar auch Julia, die ich liebe -
nein, liebte! Denn die Liebe schmolz mir
und trägt, gleich einem Wachsbild vor dem Feuer,
nun keine Spur von dem mehr, was sie war. –
Auch gegen Valentin bin ich erkaltet
Ich find, ich lieb ihn nicht mehr wie zuvor.
Doch seine Dame liebe ich nur zu sehr,
und aus diesem Grunde lieb ich ihn so wenig.
Kenn ich sie erst, wie will ich für sie schwärmen,
die ich schon liebe, ohne sie zu kennen."
(William Shakespeare: Zwei Herren aus Verona, Text aus: Religion betrifft, Religion AHS 7, S. 89)

Begehren in der Werbungsszene

Römerquelle
Ein Mann zum anderen: „Silvia ist göttlich“ „Ja, sie ist die wunderbarste Frau der Welt!“
Bildquelle: http://www.roemerquelle.at/de-AT/UeberUns/Geschichte
Text: Johannes Daxbacher (Autor der Maturathemen)

Das Begehren im Lied „Da wohnt ein Sehnen tief in uns.“

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu seh‘n, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

  1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz – sei da, sei uns nahe, Gott.
  2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht – sei da, sei uns nahe, Gott.
  3. Um Heilung, um Ganz sein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod – sei da, sei uns nahe, Gott.
  4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich – sei da, sei uns nahe, Gott.

Quelle: T. u. M: Anne Quigley, dt Eugen Eckert in: Gotteslob, Stuttgart, Wien. Nr. 909.
(Gesungen vom Jugendchor St. Michael: https://www.youtube.com/watch?v=PWUO2WQEW1M )

These: „Wer seine Sehnsucht nach Gott lenkt, kommt weniger in Gefahr, Rivalin oder Rivale zu anderen zu werden und mit der Rivalität Gewalt zu säen.“ Johannes Daxbacher (Autor der Maturathemen)