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Kategorie: Matura, mündliche Reifeprüfung (Ö) 24 Themen
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Der Islam ist eine monotheistische Religion, die Vieles mit anderen Religionen gemeinsam hat: Einen Gründer, ein heiliges Buch, Gesetze für den Alltag, Wallfahrt und Fasten. Es gibt viele Gruppierungen, wobei sich zwei Hauptrichtungen unterscheiden lassen: Schiiten und Sunniten. Das Selbstverständnis des Islams geht davon aus, dass die Religionen des Judentums und des Christentums durch den Islam korrigiert werden. Das betrifft die Figuren Abraham, Jesus und die Regeln des Alltags (z.B. Speisevorschriften). Da der Gründer, der Prophet Mohammed in Medina viele Kriege geführt hat, ist die Frage der legitimen Gewalt eine Differenz vor allem zum Christentum.

6. Klasse 16: Die olympischen Winterspiele in Sotschi wurden von radikalen Moslems bedroht. Auch zwei österreichische Sportlerinnen erhielten Drohbriefe. Was treibt manche Moslem dazu, andere Menschen zu bedrohen, sie zu ermorden oder Selbstmordanschläge zu verüben? Der Islam wurde von einem Karawanenhändler gegründet, der sich als Prophet des allmächtigen Gottes sah und mit seinen Anhängern Eroberungskriege führte. Ist das der Grund für die Aggression mancher Moslem?

Mohammed ApokalypseDer Islam unterscheidet sich von anderen Religionen nicht nur in der Gewaltfrage, sondern auch in anderen Merkmalen, den Gesetzen (Sharia):
das Bilderverbot,
die 5 Gebetszeiten,
der Ramadan,
die Speisevorschriften, halal (kein Schweinefleisch),
das Verbot des Religionswechsels,
das Zinsverbot,
das Kopftuch und die Kleidervorschriften,
das Badeverbot,
die Wallfahrt nach Mekka,
das Verbot der Hundehaltung,
das Auswendiglernen des Korans,
die Strafgesetze in der Scharia,
das Versklaven von Nichtmoslems und
die Einheit von Staat und Religion. https://www.youtube.com/watch?v=PAJz0EDOx60
In der strengen Beachtung der Ritualgesetze ist der Islam dem orthodoxen Judentum ähnlich.

Mit Islam bezeichnen die Muslime (Moslems) Politik, Religion und Kultur, die auf Mohammed zurückgehen. Islam heißt Totalhingabe an den Willen Gottes (Allahs).

Bild: Mohammed. In: Wikipedia. Die Apokalypse des Mohammed, abgerufen 9.4. 2016, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/98/Mohammed.jpg

            Mohammed: Zwischen 570 und 580 wurde er in Mekka geboren, wurde früh Waise, war im Karawanenhandel tätig, heiratete die Witwe Khadija, die 2 Söhne, die früh starben, und 4 Töchter gebar. Mit 40 hatte er ein Berufungserlebnis und fing an, öffentlich zu reden: Es gibt nur einen Gott, das Gericht Gottes kommt, verzeiht einander, tut Buße, die Gerechten werden auferstehen. Am 15.od.16. Juli 622 flüchtet er nach Yatrib (später Madinat = Medina), wo er Anhänger gewann und neue Gesetze für die Stadt schuf. Er vertrieb die Juden von Medina und tötete mehr als 200. Er begann einen Krieg mit Mekka indem er in Friedenszeiten eine ihrer Karawanen überfiel. 630 eroberte er Mekka und machte die Kaaba zum Wallfahrtsort. Er unterwarf die arabischen Stämme und starb im Jahr 632 n. Chr.

Koran1Koran: Die Verkündigung Mohammeds wurde von seinen Anhängern im Koran (= Lesung) aufgeschrieben, nachdem sie seine Reden auswendig lernten. Die endgültige Sammlung der Texte stellte sein Schwiegersohn Othman zusammen. Er ist eingeteilt in 114 Kapitel (Suren) und enthält 6226 Verse. Im Koran ist alles enthalten, was für das Heil wichtig ist. Er ist das Gesetz für die Gemeinschaft. Es gibt keine islamische Textkritik, keine islamische Quellenforschung, keine anerkannte Übersetzung aus dem arabischen. Lange Zeit durfte der Koran (und überhaupt Bücher) nicht gedruckt werden. Er durfte nur mit dem Kalam, einer speziellen Schilffeder geschrieben werden. Der Ur-Koran soll im Herzen Allahs sich befinden und eins zu eins Mohammed eingegeben worden sein. Unklar ist, warum die Vorstellung der Christenheit von der Dreifaltigkeit statt Vater,Sohn und Heiliger-Geist als Vater. Sohn und Maria notiert wird.

Hadiths: Neben dem Koran gibt es Aussprüche Mohammeds, die in der Sunna überliefert werden. Hadiths und Koran sind die Grundlagen für die Scharia, das islamische Gesetz, von dem es 4 sunnitische Rechtsschulen gibt: Hanafiten, Malikiten, Schafiiten und Hanbaliten. Die wichtigste schiitische Rechtsschule wird von den Dschafariten betrieben.

Arabische EroberungenGeschichte: Abu Bakr und Omar wurden die Nachfolger Mohammeds, die sogenannten Kalifen. Der 3. Kalif Othman, der den Koran zusammenstellte, wurde ermordet, sein Nachfolger Ali, ein Vetter Mohammeds, verlegte seine Residenz nach Damaskus. Sein Gegner Mohawija vertrieb ihn nach einem Jahr (657). Nachdem er sich einem Schiedsgericht unterwerfen wollte, trennten sich seine Anhänger, die Charadschiten (heute: Abaditen) von ihm. Vier Jahre später wurde er in Kufa ermordet. Die Schiiten verehren Ali als rechtmäßigen Nachfolger und Verwandten Mohammeds. Die Sunniten sehen in Mohawija, dem Begründer der Omaijaden- Dynastie, den rechtmäßigen Kalifen.

            Schiiten: Schiiten (schiatu= Partei) nennen sich jene Gruppen, die die Söhne und Nachkommen Alis als rechtmäßige Nachfolger Mohammeds verehren Ihre religiösen Führer sind die Imame. Da Ali mehrere Frauen hatte, sind die Reihen der Imame umstritten. Die Reihen brechen an bestimmten Punkten ab und der letzte Imam wirkt im Verborgenen weiter bis er als Mahdi (Erlöser) wiederkommt. Die Hauptgruppe der Schiiten sind die Zwölferschiiten (Imamiten), die 12 Imame kennen. Der Iran ist dazu bekehrt worden. Neben den Saiditen (Fünferschiiten), spalteten sich die radikalen Ismaeliten (Siebenerschiiten) in einige Gruppen: Drusen (Libanon) und Assassinen (Geheimreligion, Mord als politisches Mittel, der Name stammt von der Droge Haschisch). Die Ismaeliten begründeten 909 in Nordafrika das fatimidische Kalifat.

            Sunniten: Hauptgruppe der Moslems sind die Sunniten, die die mündliche Überlieferung (= Sunna) als 2. Heilsquelle neben dem Koran anerkennen: Worte Mohammeds und Geschichten aus seinem Leben. Die Sunna wurde in verschiedenen Hadithsammlungen aufgeschrieben Der sunnitische Islam breitete sich durch die Eroberungen der Omaijaden nach Spanien und ins Industal aus. Durch die anderen Kulturen wurden viele Fragen zum Wesen Gottes ausgelöst (9.Jhdt). Die Seldschuken, ein türkischer Stamm, eroberte im 11.Jhdt. Persien und stieß bis Palästina vor. Der Kurde Saladin begründete im 12. Jh. in Ägypten die Aijubidendynastie, zur gleichen Zeit regierten die Almohaden in Spanien. Die Sufi, die Derwische und die Fakire repräsentierten die damalige Armutsbewegung. Im 13./14. Jh. waren die Mamluken in Ägypten und die Mongolen in Persien. Ab 1500 regierten die Großmoguln in Indien, ab dem 15.Jhdt bis zum 1. Weltkrieg hatten die Osmanen ein großes Reich (Balkan, Türkei, Irak, Ägypten u.a.)

Das Glaubensleben der Moslems

Gemeinschaft: Die Pflicht der islamischen Umma (Gemeinde), den Islam zu verbreiten, wird Dschihad genannt (früher: heiliger Krieg). Bei einem Streitfall in der Umma spricht der Kadi das Recht, beraten von den Mufti und den Ulema, den Gelehrten. Die Freitagsgebete halten die Imame (Vorbilder) oder die Hodschas (Lehrer) meistens in einer Moschee.

Theologie: In der Frühzeit wurde die Existenz und Einzigkeit Allahs, die prophetische Sendung Mohammeds und die Beobachtung der Hauptgebote festgelegt. Allah wird als Erster und Letzter, Gerechtester und Grenzenloser gepriesen. Er setzt sich nicht aus Teilen zusammen und gegen seinen Willen kann nichts geschehen (Kismet). Die guten und bösen Dschinns (Geister) hat Allah aus der Flamme des Feuers geschaffen.
Die Menschen fielen von Allah ab, bildeten verschiedene Religionen und erst der Islam unter Mohammed bringt sie wieder zu Gott zurück. Nur Moslems sind wirkliche Menschen. Im islamischen Bereich gibt es keine Religionsfreiheit. Ausnahmen haben die "Schriftreligionen" Judentum und Christentum. Sie sind Dhimmi und müssen mehr Steuern zahlen, können keine öffenntliche Ämter übernehmen und wenn einer zum Islam übertritt, muss auch die Familie übertreten.

0 big5 Säulen:

  1. Schahada (Glaubensbekenntnis: 1 Gott, Mohammed = Prophet)
  2. Salat (der Muezzin ruft zum 5maligen Gebet)
  3. Zakat (Almosen)
  4. Ramadan: Moslem trinken und essen tagsüber im 9. Monat des islamischen Kalenderjahres nichts.
  5. Hadsch: Wallfahrt nach Mekka zur Kaaba, einem Gebäude mit einem heiligen schwarzen Stein (Meteoriten). Hadschi ist ein Ehrentitel für die Wallfahrer.

Moschee: Gute Frage, abgerufen 9.4.2016, http://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/13705635/0_big.jpg

Propheten: Noah, Abraham, Mose und Jesus werden als Propheten angesehen. Mohammed ist aber der letzte. Sein Gesetz hebt alle früheren auf.

Christentum und Islam: Die Christen bekämpften von Anfang an den Anspruch der Muslime, Mohammed sei ein Prophet. Er ist auch nicht der durch Joh 14,26 vorhergesagte Beistand, der Paraklet, der Hl. Geist: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Der Koran zitiert Jesus, der angeblich Mohammed voraussagt, wie es in 61,6 heißt: »Und als Jesus, der Sohn Marias, sagte: O Kinder Israels, ich bin der Gesandte Gottes an euch, um (...) einen Gesandten zu verkünden, der nach mir kommt: sein Name ist Ahmad. « Die Muslime glauben, dass die Bibel verfälscht wurde und bekämpfen die Lehre von der Inkarnation (Menschwerdung Gottes) ebenso wie die von der Trinität (Dreifaltigkeit). Sie glauben an die jungfräuliche Geburt Jesu, an Jesu Wunder, lehnen gewöhnlich seinen Kreuzestod ab und bestreiten, dass er Sohn Gottes ist.

Das Christentum wird im Islam als Schriftreligion gesehen, es sieht aber die Bibel, die Heiligen Schrift als Gotteswort im Menschenwort. Das Christentum kennt auch keine Kleider- und Speisevorschriften, sondern Prinzipien wie Gottes- und Nächstenliebe, Verzeihen und Gottesdienste.

Nach jahrhundertelanger Belastung des gegenseitigen Verhältnisses durch Polemik und kriegerische Auseinandersetzungen (z.B. arabische Feldzüge, Türkenbelagerungen, Kreuzzüge, Kolonialismus) zeichnet sich in der 2. Hälfte des 20. Jh. eine Wende zum Dialog ab. Sowohl der Weltkirchenrat als auch die katholische Kirche suchen das Gespräch mit den Muslimen. Ziel solcher Begegnungen ist es, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, um Vorurteile abzubauen und im sozialen Bereich zum Wohle der Menschen und für den Frieden in der Welt zusammenzuarbeiten. Mit Hochachtung spricht die Katholische Kirche in der vielbeachteten Erklärung des II. Vatikanischen Konzils (1963-1965) Nostra aetate über die Muslime. Sie beginnt mit der Haltung der Hochachtung gegenüber den Muslimen und nennt eine Reihe von Gemeinsamkeiten: den Monotheismus, den Glauben an den „Schöpfer Himmels und der Erde“, der sich Menschen offenbart habe, die Hingabe der Muslime an diesen Gott in der Nachfolge Abrahams, die muslimische Verehrung Jesu als Prophet und der Jungfrau Maria, ihren Glauben an das Endgericht, die Auferstehung und ihre von Gebet, Fasten und Almosen bestimmte sittliche Lebensführung. Mohammed und der Koran werden jedoch nicht erwähnt, so dass offenbleibt, ob Christen ihn als Propheten und den Koran als Offenbarungsurkunde anerkennen können. Zu Jesus wird gesagt, dass Muslime ihn nicht als Gott, sondern als Propheten anerkennen. Ferner wird aufgefordert, vergangene „Zwistigkeiten und Feindschaften“ zwischen Christen und Muslimen hinfort „beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen einzutreten.“

Zum Überlengen

Nusaiba: „Es stimmt, der Islam knüpft ganz konkret an den jüdischen und christlichen Glauben an, der vor ihm da war. Er versteht sich aber als Vollendung der beiden vorausgegangenen Religionen. Der Prophet Muhammad sah sich in einer langen Reihe von Propheten, die bis auf Adam, den ersten Menschen, zurückreichen. Zu diesen gehören auch Moses und Jesus, die im Islam besonders hervorgehoben und verehrt werden. Juden und Christen sind für Muslime Menschen die ihnen im Glauben vorausgegangen sind, aber der Koran als letzte Offenbarung vollendet und ersetzt die Tora der Juden und das Evangelium der Christen.“
(Wolfgang Weirer u. a., Religion belebt, Religion AHS 6, IKF Wien, 127)

Umbruchsituation
Die islamische Welt ist durch den Islamischen Staat (IS) und den islamistischen Extremismus in einer großen Umbruchsituation. Thesen von Johannes Daxbacher, Autor der Themenbereiche:

  1. Ohne Religionen gibt es keine Kriege
  2. Es gibt Religionen, die aggressive Gewalt ausüben und solche, die Gewalttätigkeiten vermeiden und verurteilen.
  3. Ohne Religion gäbe es auch aggressive Gewalt.
  4. Wahre Religionen stiften Frieden und Vergebung, falsche Religionen und Weltanschauungen stiften Hass und Krieg.