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Kategorie: Matura, mündliche Reifeprüfung (Ö) 24 Themen
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Das Judentum ist eine Offenbarungsreligion, das seinen Ursprung in der Berufung des Abraham und im Bundesschlusses zwischen Moses und den Hebräern auf der einen Seite und Gott auf der anderen Seite sieht. Die Formen entstanden vor allem im 6.Jh. v. Chr. im babylonischen Exil (mit Sabbat, Synagoge und Beschneidung). Der Stifter ist Gott und seine Partner sind sein Volk mit Abraham und Moses (Bund). Um 1800 v. Chr. lebte Abraham, um 1250 v. Chr. Moses. Die Juden verstehen sich als die Söhne Abrahams.

 Das Wort "Juden" kommt vom Stamm Juda, der nach der Eroberung durch die Assyrer übrigblieb. Der Name „Hebräer“ gilt im Alten Orient als Bezeichnung für Fremde. Das Wort "Israel" (=der Gottesstreiter) ist der zweite Name von Jakob. Israel wurde zum Namen aller 12 Stämme: die Israeliten. Die Bewohner des heutigen Staates Israel sind die Israelis.

judentumDie Bibel der Juden ist der Tenach, der sich mit dem Alten Testament der Christen deckt. Dazu gehören die Tora (= fünf Bücher Mose, der Pentateuch, das sind Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium), die Nebiim (= Prophetentexte), Ketubim (= Weisheitstexte). Neben der Bibel gibt es den Talmud, ein Text, der die Schriften erklärt und auslegt.

Gott gibt seinen Namen preis: Jahwe, JHWH. Er ist der Schöpfer der ganzen Welt, der einen Bund mit einem Volk schließt, das er sein Volk nennt. Er ist als Gott, als „Jahwe“, als JHWH in seinem Volk gegenwärtig. Die Religionsform wird monotheistisch genannt.

Von Gott geschaffen ist die Welt Ort der Erfahrung der Güte Gottes und Ort für die Bewährung des Menschen.

Der Mensch ist Geschöpf, Abbild und Partner Gottes. Er ist eine Leib-Seele-Ganzheit mit der Fähigkeit zur Freiheit. Der Mensch ist zum Leben mit Gott berufen. Er hat sich vor Gott zu verantworten. Erlöst ist der, der bei der Ankunft des Messias von den Toten auferweckt wird und in dessen Nähe sein darf. Gott erlöst mit seiner Liebe jene, die die Weisungen Gottes befolgen.

Die Merkmale des Judentums sind die Messiaserwartung (Paradies), das große Gottvertrauen (Abraham), die Exodus-Erfahrung: Gott rettet (Auszug aus Ägypten), die Gesetzestreue (babylonisches Exil), der Wunsch nach Rückkehr nach Israel (Seit der Zerstörung Jerusalems und Vertreibung der Juden 70 n.Chr. lebten sie in der sogenannten Diaspora).

Es gibt verschiedene Richtungen Judentum: orthodoxe Juden (strenggläubig), konservative Juden, liberale Reform-Juden.

Die Grundüberzeugungen sind:

  1. Es gibt nur einen einzigen Gott. Dieser ist Jahwe, der "der immer für sein Volk da ist".
  2. Jahwe wirkt in der Geschichte. Er hat sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreit (Exodus). Er hat mit ihm einen Bund am Berg Sinai geschlossen.
  3. Der Wille Gottes, den sein auserwähltes Volk erfüllen soll, ist im "Gesetz" (= Thora = Weisungen) - insbesondere in den Zehn Geboten - niedergelegt.

Mit der Bar Mizwa wird der Junge (13) erwachsenZiele dieses "Gesetzes" sind die Verehrung Gottes und ein Leben in Gerechtigkeit. Das Glaubensbekenntnis heißt: "Höre Israel! Gott, unser Herr, ist der eine, einzige Gott! Darum sollst du den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft:"

Der Davidsstern ist das Symbol für das Durchdringen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt; der Verbindung (Bund) Gottes mit den Menschen und des Menschen mit Gott.

Bild: Mit der Bar Mizwa wird der Junge (13) erwachsen.

Jahwe soll nicht in Bildern dargestellt werden, weil er größer ist als alle bildlichen Vorstellungen.

Die Welt wurde von Jahwe erschaffen. Der Mensch ist Geschöpf und Abbild bzw. "Ebenbild Gottes" (vgl. Gen 1,26f). Gott hat ihn zum Herrscher über die Schöpfung gemacht.

Er lenkt alles zum Guten lenken. Damit verbunden ist die Messiashoffnung, die Hoffnung auf eine messianische Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit, die Gott seinem Volk zuteil lassen wird. Die gläubigen Juden hoffen auf eine Vollendung am Ende der Zeiten. Sie hoffen auf ein Leben nach dem Tod bei Gott Entscheidend für die Juden ist das Leben nach den Thora-Gesetzen, bei denen das Liebesgebot im Mittelpunkt steht. Die religiöse Erziehung und die Aufnahme in die Gemeinde der Erwachsenen (Bar Mizzba) verstärken das Gefühl der Besonderheit und der Zusammengehörigkeit des jüdischen Volkes.

Das jüdische Leben wird vor allem von der Feier des Sabbats in der Synagoge und zu Hause bestimmt. Die Sabbatheiligung beginnt mit dem Vorabend vor Eintritt der Dunkelheit undJüdFamilie2 wird mit dem Segen der Hausfrau über die Sabbatlichter begangen. Dabei soll jede Arbeit ruhen; aber auch viele Tätigkeiten sind untersagt.

Das Leben gläubiger Juden wird durch das Gebet geprägt, das am Morgen, am Mittag und am Abend in festgelegter Form verrichtet werden soll.

Wichtig für die jüdische Lebensführung sind zahlreiche Speisegesetze, die "koschere" (hebr. = taugliche) Speisen festlegen. Das Ritualgesetz unterscheidet streng zwischen rein und unrein, wobei die Reinheit durch Waschungen wiederhergestellt wird (die Mikwe ist das Reinigungsbad).

Jüdische Familie. Bildquelle: Pädagogisches Zentrum, Fritz Bauer Institut & Jüdisches Museum Frankfurt, abgerufen 6.4.2016, http://www.pz-ffm.de/fuehrungen-details.html?&tx_ttnews[tt_news]=18&cHash=7470773b8b8110c84a2298bc4dac7eb2

Damit Israel das reine, koschere und heilige Volk Gottes ist und bleibt, gilt es Folgendes zu beachten:

Kein Blut essen oder berühren. Tiere werden geschächtet, das heißt, dass das lebende Tier ausgeblutet wird. Kein Aas oder Ersticktes darf berührt werden. Nur gewisse Tiere dürfen gegessen werden: Von den Säugetieren nur Wiederkäuer und Paarzeher. Fische müssen Flossen und Schuppen haben. Vögel müssen fliegen können. Tiere, die Fleisch fressen, sind verboten. Krankheit macht unrein. (Kranke, Tote und Friedhöfe machen unrein.) Eine Erklärung dieser Reinheitsrituale: Sie sollen vor Gewalttätigkeiten schützen und Einmütigkeit erzeugen.
Milch und Fleisch müssen getrennt zubereitet und getrennt gegessen werden. Es soll vermieden werden, dass Milch und Fleisch für magische Zwecke benutzt wird, wie es vorkam, dass das Zicklein in der Muttermilch gekocht wurde.

Zu Ostern (PaschSedera) darf nur ungesäuertes Brot (Mazzes) gegessen werden.
Bild: Der Seder-Tisch zum Beginn de 8-tägigen Pascha-Festes als Vergegenwärtigung der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten

Am Sabbat, dem 7. Tag der Woche darf kein Feuer entzündet werden, außerhalb des Hauses darf man nur gewisse Schritte gehen, es darf nicht gearbeitet werden, es dürfen keine Geschäfte gemacht werden, es darf nichts außer Haus gebracht oder von einem Ort zum anderen getragen werden. Grund ist, dass der Sabbat der Tag des Paradieses ist.

Wenn Juden die Gebote übertreten, müssen sie sich reinigen (waschen, baden) und Buße tun. Sie begehen auch die 10 Bußtage im Herbst zwischen dem Fest Rosch Hashana und dem Versöhnungsfest Jom Kippur. An diesem letzten Tag wird nichts gegessen und nichts getrunken. Danach ist man rein und koscher.

Im modernen orthodoxen Judentum wird es vom Mann verlangt sich einen Tag vor Jom Kippur und Rosch ha-Schana in einer Mikwe (kultischem Bad) zu baden. Fromme Juden reinigen sich auch vor Sabbat. Fromme Jüdinnen reinigen sich nach der Regel oder nach einer Geburt in der Mikwe.

Die Kultstätten sind die Synagoge und das eigene Haus. In Jerusalem ist die heilige Stätte die Klagemauer, ein Rest des zweiten salomonischen Tempels. Die Amtsträger sind der Rabbiner für die Synagoge und der Hausvater für die Familie.

Die wichtigen Feste: Jeder Sabbat ist ein heiliger Tag. Die drei großen Wallfahrtsfeste sind von der biblischen Geschichte geprägt: Das Pessachfest (Pascha) ist die Vergegenwärtigung des Auszugs aus Ägypten. Das Schawuot ist ein Gedächtnisfest an den Bundesschluss am Sinai und an den Empfang der Zehn Gebote. Das Laubhüttenfest erinnert an die Wüstenwanderung. Der Jom Kippur ist der Versöhnungstag, davor werden die 10 Bußtage begangen, die mit dem Rosch ha-Schana beginnen.

Beim Chanukka-Fest: wird an das Wiederentzünden des Leuchters im erneuerten Tempel 165 v. Chr. gedacht. Dieses Fest wird mit dem feierlichen Anzünden von Lichtern begangen.

Judentum und Christentum

Das II. Vatikanische Konzil hat eine Erklärung über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden veröffentlicht. Darin wird betont, dass Gott den Juden als seinem Volk, mit dem er einen Bund geschlossen hat, die Treue hält. Die Kirche ist durch Jesus Christus Miterwählte des Bundes Gottes. Es wird deutlich festgestellt, dass man weder alle Juden zurzeit Jesu noch von heute dafür verantwortlich machen darf, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Das Konzil verurteilt jede Form der Feindschaft und des Hasses gegenüber den Juden (Antijudaismus und Antisemitismus). Die Juden haben den nicht aufgekündigten ersten Bund mit Gott. Christen sind mit dem Judentum auch wegen dem Juden Jesu verbunden.

Zum Nachdenken

Kultur der Gebote und Kultur der Glaubensbeziehung: Das Judentum ist geprägt durch das Gesetz des Moses. Das Christentum ist geprägt durch die Beziehung zum Messias und den Glauben an den Messias Jesus. 

Das Gesetz ist aufgehoben und bewahrt
Weil der Messias Jesus das jüdische Gesetz des Moses erfüllte und damit wie in einem Schatzkästchen aufhob und bewahrte, konnte der Apostel Paulus erkennen, dass das „Gesetz des Moses“ durch das „Gesetz des Glaubens“ von Gott ersetzt wurde. Das Gesetz des Moses half den Menschen nicht immer, es zeigte ihnen ständig ihre Unvollkommenheit. Gott konnte mit dem Messias Jesus das mosaische Gesetz bewahren und den Glauben an den Messias Jesus begründen. Weil mit dem Messias Jesus die messianische Zeit begonnen hat, sind die Menschen in diesem “Kairos” nicht mehr für die Einhaltung der mosaischen Gesetze verantwortlich, sondern für ihren Glauben. Glauben heißt hier „Geloben“. Es geht um die Beziehung und die Treue zu Christus Jesus.
(Zusammenfassung aus: Giorgio Agamben, Die Zeit, die bleibt: Ein Kommentar zum Römerbrief, Frankfurt am Main 2006, Autor: Johannes Daxbacher, https://christenheit.wordpress.com/2016/04/09/franziskus-situation-und-glaube-wichtiger-als-gesetze/ abgerufen 9.4.2014)

Paulus: Statt dem Gesetz des Moses das Gesetz des Glaubens
Er (Gott) erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt. Kann man sich da noch rühmen? Das ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes. Ist denn Gott nur der Gott der Juden, nicht auch der Heiden? Ja, auch der Heiden, da doch gilt: Gott ist «der Eine». Er wird aufgrund des Glaubens sowohl die Beschnittenen wie die Unbeschnittenen gerecht machen. Setzen wir nun durch den Glauben das Gesetz außer Kraft? Im Gegenteil, wir richten das Gesetz auf.
(Paulus im Römerbrief, Röm 3,26-31)

Denn Abraham und seine Nachkommen erhielten nicht aufgrund des Gesetzes die Verheißung, Erben der Welt zu sein, sondern aufgrund der Glaubensgerechtigkeit. Wenn nämlich jene Erben sind, die das Gesetz haben, dann ist der Glaube entleert und die Verheißung außer Kraft gesetzt. Das Gesetz bewirkt Zorn; wo es aber das Gesetz nicht gibt, da gibt es auch keine Übertretung. Deshalb gilt: «aus Glauben», damit auch gilt: «aus Gnade». Nur so bleibt die Verheißung für alle Nachkommen gültig, nicht nur für die, welche das Gesetz haben, sondern auch für die, welche wie Abraham den Glauben haben.
(Paulus im Römerbrief, Röm 4,13-16)

Weiterführende Literatur: Judentum und Islam (6. Klasse S. 122, 3. Kl. S. 98)