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Kategorie: Matura, mündliche Reifeprüfung (Ö) 24 Themen
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pentecost holy spirit2Der Inhalt: Zu Pfingsten des Jahres 30 n. Chr. verschlossen die Jüngerinnen und Jünger die Türen, als der Heilige Geist auf sie herabkam und sie mutig machte, die gute Nachricht zu verkünden. Es bildeten sich fast von alleine die Gemeinden in Israel, in Syrien, Kleinasien und Ägypten. Einige hatten nur eine Taufe des Heiligen Geistes, einige nur die Taufe des Jesus Christus. Zum Schluss ließen sich alle auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen. Der neue Weg war geboren. Der Name Christen kommt von „Christus“, das „Gesalbter“ heißt. Im Hebräischen heißt es „Messias“. Es gibt Gemeinden, die aramäisch wie Petrus sprachen, die Griechisch sprachen wie Stephanus, die ursprünglich Jüdinnen und Juden waren und jene, die ursprünglich Nichtjuden, sogenannte Heiden waren. Die erste Frage stellte sich, ob die Heidenchristen die jüdischen Speisevorschriften einhalten müssen. Paulus sah, dass die jüdischen Gesetze in Christus „aufgehoben“ sind, das heißt in einem Schatzkästchen aufgehoben und nicht exekutiert werden müssen. Statt dem Gesetz des Moses gilt jetzt das Gesetz des Glaubens. Glauben heißt nicht nur für wahr halten oder Christus vertrauen, sondern an Christus festhalten. In den Gemeinden entstanden die vier Evangelien Markus, Matthäus, Lukas, Johannes und weitere Literatur. Für die Christenheit ist das Neue Testament inspiriertes (vom Heiligen Geist angeleitetes) Gotteswort in Menschenwort. Es wurde in Gemeinden geschrieben, die sich geführt vom Heiligen Geist sahen. Welche Texte zum Neuen Testament gehören, entschied die Kirche mit Hilfe des Heiligen Geistes. Wer heute die Bibel liest, dem offenbart sich Gott, bzw. dem kommt Gott entgegen.

  1. Klasse, 6: Die ersten Christinnen und Christen erzählten sich ihre Erfahrungen mit Jesus und schrieben sie auf. Sie fanden dabei eine Übereinstimmung, wer er war. Der Sohn Gottes und der Messias. Diese Erfahrungen begründeten die ersten Glaubensbekenntnisse. Das Johannesevangelium beginnt mit einem Hymnus und erklärt die Bedeutung des Wortes („Logos“=Jesus) für die Welt. Das Wort ist Gott-Sohn, der Mensch geworden ist:

AndromedaIm Anfang war das Wort (Logos), und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. (Joh 1, 1-5.9-18)

Jesus erzählte eine Geschichte, die seine Geschichte wurde: Der Sohn des Weinbergbesitzers wird ermordet. Auch Jesus, der Gott-Sohn wird ermordet wird (Matthäus 12, 1-8). Gott rächt sich nicht, sondern „weckt“ den Gott-Sohn von den Toten auf. Gott erscheint als Jesus den Jüngern. Diese Verbundenheit in Gott von Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist wurde den Christinnen und Christen geoffenbart und wird Dreifaltigkeit genannt.

  1. Klasse, 4: Die Dreifaltigkeit. Jesus Christus und der Heilige Geist sind Gott

Es gab viele Strömungen im Christentum nachdem Jesus Christus auferweckt wurde und zu Pfingsten der Geist Gottes das Volk Gottes und die Kirche erfüllte. Eine Strömung, die eine klare Linie vertrat, setzte sich durch: Konzil von Nicäa 325: Jesus Christus ist „eines Wesens“ mit Gott-Vater. Konzil von Konstantinopel 381: Der Heilige Geist ist Gott. Konzil von Ephesus 431: Maria ist Gottesgebärerin, weil Jesus auch Gott, nämlich Gott-Sohn ist. Konzil von Chalzedon 451: Jesus Christus ist ganz Mensch und ganz Gott.
Gott zeigt sich als ein Gott, der dreifaltig ist. Es gibt drei „Hypostasen“ oder „Personen“ in Gott, Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger-Geist. Sie sind eines Wesens, geben sich aber unterschiedliche Aufgaben. Gott-Vater erschafft, erhält und interveniert in der Welt, Gott-Sohn wird Mensch und Gott-Heiliger-Geist führt alles zur Vollendung.

Das Wort Person wird zwar verwendet, hat aber seine Bedeutung geändert. Im Griechischen bedeutete prosôpon‚ Maske‘, oder ‚Rolle‘ im Theater. So wurde es auch bei den Konzilien definiert. Im Lateinischen klingt das Durchtönen durch die antike Theatermaske noch nach: Per – sonare bedeutet „durch“ „tönen“. Gott spielt drei verschiedene Rollen. In diese Rollen schlüpft Gott aber nicht hinein und verlässt sie dann wieder. Gott hat in sich diese Rollen. Diese Rollen beziehen sich in Gott aufeinander. Diese drei Rollen treten untereinander in Beziehung. Sie haben zwar ein gemeinsames Wesen und sind ein Gott, aber Gott-Vater zeugt mit Gott-Heiligem-Geist den Gott-Sohn und Gott-Vater haucht mit Gott-Sohn den Gott-Heiligen-Geist aus. Allein Gott-Vater wird weder gezeugt noch gehaucht. Der Sohn wird Jesus Christus und erlöst von Angst und Einsamkeit. Der Heilige Geist erfüllt alles mit Liebe und führt uns in die Wahrheit. Ein Vergleich mit der menschlichen Reflexion bietet sich an: „Ich denke mich.“ Das wären drei Worte. „Ich“ wäre Gott-Vater. „Denken“ wäre der Heilige Geist. „MICH“ wäre Gott-Sohn (Jesus Christus). Der Heilige Patrick bringt das Kleeblatt als Vergleich: ein Gott in drei Entfaltungen.

Man kann auch sagen: Gott-Vater ist mit seinem Segen über uns, Gott-Sohn geht als Bruder neben uns und der Heilige Geist ist in uns, erfüllt unser Herz und beschenkt uns.

Das linke Bild zeigt oben den Heiligen Geist, in der Mitte den kranken Menschen, rechts den tragenden Gott-Vater und links den Füße küssenden Jesus Christus.

Das Neue Testament, die Bibel der Christenheit

In den verschiedenen christlichen Gemeinden der damaligen griechisch-römischen Welt entstanden viele Schriften, die meistens am Sonntag, dem Auferstehungstag in der Früh bei den Versammlungen vorgelesen wurden. Das waren zuerst die Briefe des Paulus (zwischen 50 und 60 nach Christus verfasst), die Worte Jesu und dann schon einige Teile der Evangelien. Das erste vollständige Evangelium war das Markusevangelium. Später entstanden das Lukasevangelium und das Matthäusevangelium. Beide benutzten als Vorlage das Markusevangelium und eine Sammlung von Jesusworte, die sogenannte Quelle Q oder Logienquelle. Das Johannesevangelium hat eine längere Entstehungsgeschichte in den Johannesgemeinden hinter sich mit Ich-Worten, Gesprächen, genaueren Beschreibungen der Ereignissen und einer eigenständigen Passionsgeschichte. In der lukanischen Gemeinde entstand auch die Apostelgeschichte, in verschiedenen Gemeinden entstanden Briefe an andere Gemeinden und in einer Gemeinde entstand die Apokalypse, die auch Offenbarung des Johannes genannt wird. Obwohl das Neue Testament aus 27 Schriften besteht, können es über 100 Autoren sein, die in den jeweiligen Gemeinden Teile davon geschrieben haben. Neben den Schriften, die in das Neue Testament aufgenommen wurden, entstanden in den christlichen Gemeinden auch Schriften, die wegen unterschiedlicher Gründe keine Zustimmung in der Christenheit gefunden haben und deswegen nicht in den sogenannten Kanon aufgenommen wurden. Sie werden apokryphe Schriften genannt und entstanden meist viel später. Bei der Entscheidung, welche Schriften in den Versammlungen gelesen werden spielten der Glaubenskonsens und die Führung des Heiligen Geistes wichtige Rollen. In der Christenheit ist die Bibel Gotteswort in Menschenwort und deshalb immer in der jeweiligen Zeit zu interpretieren. Die Christenheit glaubt an Jesus Christus und nicht an die Bibel, die nur das Medium ist, das einen Blick auf Christus und auf das Wirken Gottes ermöglicht.

Zum Überlegen

Lukas schreibt in der Apostelgeschichte von Pfingsten:
El Greco Pentacosta PradoAls der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.
Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen; sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël (Joël 3,1-2.5) gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, / so spricht Gott: / Ich werde von meinem Geist ausgießen / über alles Fleisch. / Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein, / eure jungen Männer werden Visionen haben, / und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde / werde ich von meinem Geist ausgießen / in jenen Tagen und sie werden Propheten sein. … Und es wird geschehen: / Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet. (Apg 2,1-18.21)

Bildquelle: Prado Museum, Madrid, abgerufen 24.3.2016, https://www.museodelprado.es/coleccion/obra-de-arte/pentecostes/f83b921d-2380-4dc9-8532-b3c597dab1e8

El Greco malt die Jünger und Maria zu Pfingsten sehr bewegt.

Weiterführende Literatur: Die Rolle des Heilige Geist in den ersten Gemeinden und wie der Kanon des NT in den Gemeinden entstand (6. Klasse S. 48), Gott zeigt sich als dreifaltiger Gott (Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist. (8. Klasse)

 

 

Die Entstehung der Schriften des Neuen Testamentes in den christlichen Gemeinden
Entstehung des NT

Bildquelle: Rolf Dober, Jesus-Bilder, abgerufen am 25.3.2016 http://www.dober.de/jesus/evangelien1.html

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um Gottes Offenbarung zu verstehen benötigt der/die Glaubende nicht nur die Schrift, sondern die anderen christlichen Bezugspunkte. Die Heilige Schrift und die  anderen Instanzen vermitteln erklären und beantworten Gottes Offenbarung.

Die theologischen Instanzen

Bildquelle: Privat, Johannes Daxbacher