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Kategorie: 4. Klasse AHS (Ö)
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Prüfe, was du sagst
"Ich will es nicht wissen!"

            Sokrates gilt als der wichtigste Denker der Griechen. Zu ihm kam einer gelaufen und war voller Aufregung. Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund“ – „Halt ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Drei Siebe?“ fragte der andere voll Verwunderung. „Ja, guter Freund, drei Siebe. Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht.

Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir zu sagen hast, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es erzählen und...“ „So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft! Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist - , so doch wenigstens gut?“ Zögernd sagte der andere: Nein, das nicht, im Gegenteil.“ „Hm, hm!“ unterbrach der Weise, so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden, und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!“ „Notwendig nun gerade nicht.“ „Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir da erzählen willst, weder wahr noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“

Was sind die drei Siebe?

Was verhindern sie jeweils?

Was könnte der Wille Gottes sein?

 

Zwei kostbare Dinge

Vor rund zweieinhalb Jahrtausenden lebte der berühmteste aller Fabeldichter, Äsop mit Namen. Er erzählte von einem mächtigen Herrscher, der seinen Diener auf den Markt schickte. Er befahl ihm, die beste Sache der Welt einzukaufen.

Es dauerte nicht lange, und der Diener kam zurück. In der Tasche verhüllt trug er einen kleinen Gegenstand.

„Hast du eingekauft, was ich befohlen habe?“ Fragte ihn der Herrscher.

„O ja, Herr, ich habe gefunden, was du wünscht“, antwortete der Sklave. „Sieh her, was ich erstanden habe!“ Neugierig blickte der Herrscher auf das kleine, unscheinbare Paket, das der Sklave nun auszupacken begann.

Zum Vorschein kamen aber weder Edelstein noch Perlen oder sonst eine teure Kostbarkeit. Der Sklave hatte bei einem Fleischer eine Ochsenzunge eingekauft. „Sieh da, mein Herr, das Beste, was man auf dem Erdenrund finden kann, ist wohl eine Zunge. Mit ihr trösten Mütter ihre Kinder, wenn diese weinen oder traurig sind. Mit ihr kündet dein Herold dir den Sieg deines Heeres an. Mit ihr geben die weisesten Männer die Schätze ihrer Weisheit den Schülern weiter. Und ist deine Zunge nicht das Instrument, mit dem du deine Untertanen regierst, Recht sprichst und die Gottheit preist?“

„Nun ja, du magst recht haben. Aber geh nun noch einmal auf den Marktplatz, und suche bei den Händlern nach der schlechtesten Sache der Welt. Und bringe sie mir sofort.“

Der Diener ging fort und kehrte alsbald mit einem kleinen Paket zurück. Vor den erstaunten Augen der übrigen Sklaven packte er wieder eine Zunge aus.

„Sieh, o Herr, ich konnte kein schlechteres Ding finden als wieder eine Zunge. Mit ihr kränken Menschen ihre Freunde. Sie dient zum Lügen und zu mancherlei Falschheit. Sie bringt seit Jahrhunderten immer wieder Leid unter die Menschen.“

„Du hast recht“, sprach der Herrscher und belohnte seinen Sklaven reichlich.

Beantworte mit 2 ganzen Sätzen:

  1. Was kann Sprache alles?
  2. Welchen Auftrag könnte mir Gott geben?
  3. Wie kann ich andere mit Worten verletzen?
  4. Wie kann ich mit Worten andere aufbauen?