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Kategorie: Matura, mündliche Reifeprüfung (Ö) 24 Themen
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Gott ermöglicht die Naturwissenschaft, kein Gegensatz

AndromedaNaturwissenschaftliche Erkenntnisse stehen nicht im Gegensatz zur christlichen Religion und zum katholischen Glauben, weil die Naturwissenschaft erklärt, wie die Welt in der Geschichte entstand, die christliche Religion hingegen schildert die religiösen Erfahrungen mit Gott, der sich den Menschen offenbart. Das sind vollkommen unterschiedliche Bereiche.

Naturwissenschaft begrenzt sich selbst. Die Naturwissenschaft arbeitet in streng abgegrenzten Bereichen. Dadurch ist sie so erfolgreich. Sie misst, rechnet und erklärt. Die Physik befasst sich mit der unbelebten Natur, die Biologie mit der belebten Natur.

Katholische Religion begrenzt sich ebenfalls. Der Streit mit Galileo Galilei – so sagen Historiker – war ein Missverständnis, an dem Galilei nicht ganz unschuldig war. Trotzdem entschuldigte sich die katholische Kirche, zwar spät, aber mit Nachdruck 1992. Er soll eine Statue im Vatikan erhalten. Die christliche Religion, wie sie KatholikInnen glauben, ist ein von der Naturwissenschaft streng abgegrenzter Bereich. Sie ist in jeder Zeit und in jedem Weltbild möglich. Religion sammelt die Erfahrungen mit der Beziehung zu Gott und übernimmt die Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Ideologien und religiöse Fantastereien können die Welt unerklärbar machen und einen Schleier über sie legen. Christliche Religion hingegen entzaubert die Welt, reißt die Schleier weg und macht sie für die Naturwissenschaft erforschbar. Wie ist das möglich?

Die Grenze zwischen Gott und den Menschen. Gott ist kein Teil der Welt, er ist jenseits der Welt. Durch diese Entschleierung der Welt wird sie erforschbar. Wie kann aber Gott dann erfahren werden? Gott tritt in Beziehung zu uns Menschen und kann in diesem Du-Bezug erfahren werden. Gott, der Grund von allem, kann – so glauben wir ChristInnen – zu uns Menschen kommen und uns von falschen Ideologien, die die Welt vernebeln, befreien.

Die Evolutionstheorie. Die Evolutionstheorie ist die bisher beste Erklärung der Geschichte des Universums und der Geschichte des Lebens. Der Begriff Evolution ist hier weiter gefasst als der biologische Begriff Evolution. Evolution bedeutet in der Biologie die Entwicklung des Lebens. Hier wird der Begriff auf die Geschichte des ganzen Universums seit dem Urknall ausgedehnt.

Universe expansion deGeschichte des Universums. Die Physiker erkannten, dass die Geschichte des Universums mit einem Urknall vor 13,75 Milliarden Jahren begann. Die Materie in einem unendlich heißen Punkt dehnte sich aus und es entstanden viele kleine Teilchen wie Quarks und Antiquarks. Erst nach einer Million Jahren entstanden die uns bekannten Elemente. Nach 480 Millionen Jahren entstanden 100 Milliarden Galaxien. Eine der größten Galaxien ist unsere Milchstraße mit 300 Milliarden Sonnen.

Unsere Sonne mit 8 relativ kleinen Planeten entstand vor 4,6 Milliarden Jahren. Vor 4 Milliarden Jahren entstanden die ersten einzelligen Lebewesen. Vor 251 Millionen Jahren traten die ersten Säugetiere auf. Vor 65,5 Millionen Jahren entstanden die ersten Primaten und Hominiden. Vor 70.000 Jahren verbreiteten sich von Afrika aus die Homo Sapiens (moderne Menschen) über die Kontinente.

Gott zeigt sich jedem Menschen. In der christlichen Spiritualität zeigte sich Gott in der Geschichte der Menschen. Speziell in der Geschichte mit Abraham, Moses, Elias und anderen IsraelitIen und Israelitnnen offenbarte sich Gott als Beziehungsgeschehen. Damit wir wissen, wie Leben sinnvoll geht, ist er Mensch in Jesus geworden. Diese Offenbarung kann jeder Mensch erfahren, der sich damit beschäftigt, denn Gott zeigt sich allen Menschen, die dies wollen. Aus diesen jüdischen und christlichen Erfahrungen kommt die Spiritualität, die die Naturwissenschaft ermöglicht.

  1. Klasse 12: Evolution: Sie hat ein Ziel.

„Ich mag unsern Hund. Er ist so verspielt.“ meinte ein Schüler. „Er stammt vielleicht von einem Wolf ab, hat sich aber an uns Menschen gewöhnt. Ich frag mich oft, warum es wohl uns Menschen gibt.“

Warum sind Menschen entstanden? Einige sagen, dass die Materie Lebewesen hervorbrachte, die zu Menschen wurden. Ist es aber logisch, dass Steine, Gase oder eine unpersönliche Kraft wie das Licht Personen entstehen lässt? Ist es nicht logischer, wenn ein Grund von allem Personen hervorbringt, der zumindest Ähnlichkeiten zu Personen hat?

Die Evolution ist mit dem Christentum vereinbar. Gott erschafft Urknall und Evolution. Er lässt Lebewesen und Menschen entstehen. „Aber hat Gott nicht in 6 Tagen die Welt erschaffen?“ werden einige fragen. Nein, die Bibel ist kein wissenschaftliches Buch, sondern ein Buch der Erfahrungen mit Gott. Die Naturwissenschaft fragt nach dem „Wie“ und die katholische Religion nach dem Sinn des Ganzen. Das sind unterschiedliche Fragen, die zusammen Antworten bringen.

lemaitre and einsteinAbbé Georges Edouard Lemaître (1894 - 1966) war ein belgischer Priester und Physiker und gilt als Begründer der Urknalltheorie. Nach einem Studienaufenthalt am Massachusetts Institute of Technology in den USA kehrte Lemaître 1925 nach Belgien zurück und lehrte in Teilzeit an der Universität Löwen. Hier begann er, seine Ideen zur Expansion des Universums aufzuschreiben (1927, zwei Jahre vor Hubble, dem das Konzept von der Expansion des Universums fälschlicherweise zugeschrieben wird), die er 1929 veröffentlichte. Lemaître stellte seine Ideen auf einem Kongress in London vor, der sich mit dem Ursprung des Universums und der Spiritualität beschäftigte. Er beschrieb seine Vorstellungen vom Ursprung des Universums als Uratom, „ein kosmisches Ei, das im Moment der Entstehung des Universums explodierte“. In diesem Uratom soll die gesamte heute im Universum vorhandene Materie zusammengepresst gewesen sein. Er zog dabei unter anderem die Rotverschiebung weit entfernter Galaxien heran. Seine Kritiker bezeichneten danach die Theorie als Urknalltheorie (oder Big Bang). Eddington und auch Einstein lehnten sie zuerst ab, weil sie ihrer Meinung nach zu sehr an die christliche Vorstellung von der Erschaffung der Welt angelehnt war und weil sie vom physikalischen Standpunkt viele Unschönheiten hatte, wie beispielsweise Singularitäten. Der Streit darüber hielt über mehrere Jahrzehnte an. Lemaître gelang es schließlich, Einstein auf einer Reise nach Kalifornien von seiner Theorie zu überzeugen, nachdem er sie ihm in allen Einzelheiten dargelegt hatte.

Auf einer Tagung im November 1951 akzeptierte die Päpstliche Akademie der Wissenschaften Lemaîtres Theorie. Papst Pius XII. führte in einem abschließenden Vortrag aus, der mit dem Urknall zeitlich festlegbare Anfang der Welt sei einem göttlichen Schöpfungsakt entsprungen.

 

TEILHARDAuch Teilhard de Chardin war einer der Ersten, der Evolution und Schöpfung zusammen dachte. Er sah die Evolution von Gott geschaffen und er sah die Evolution als ein göttliches Prinzip, das auch in der Geschichte der Menschen wirkt. Die Menschen machen mit Gott eine kulturelle Evolution. Sie „hominisieren“ die Welt. Teilhard sah voraus, dass sich die Welt durch die neuen Technologien, durch den Glauben und durch die Vernunft immer mehr vernetzen wird. Er verwendete dazu das Wort Noosphäre, das von Computerfachleuten später für das Internet übernommen wurde. Er sah als Ziel der kulturellen Evolution den Punkt Omega, an dem Jesus Christus mit seinem Reich der Liebe und der Vernunft steht. Ob dieses Ende auf der Erde geschieht oder in der Herrlichkeit wurde von Theologen heftig diskutiert. Teilhard dachte beides, Irdisches und Überirdisches beim Punkt Omega zusammen.

Teilhard de Chardin, (1881-1955) Französischer Jesuit, Paläontologe, Philosoph, Theologe: Sein Grundanliegen war es, Naturwissenschaft und christliches Weltbild zu verbinden. 1899 Eintritt in den Jesuitenoden, Theologiestudium, 1911 Priesterweihe, 1914-18 Sanitäter im 1. Weltkrieg, 1922 Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften, Professor für Geologie am Institut Catholique, Paris, Konflikte mit der Glaubenskongregation, Verlust des Lehrstuhles, 20 Jahre Forschungen in China, 1950 Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften, 1952 Verbannung aus Frankreich durch seinen Orden, stirbt 1955 in New York.

„Das Universum hat in seiner Gesamtheit ein Ziel und kann nicht scheitern. Es kann sich weder im Weg täuschen, noch unterwegs stehen bleiben. Das Leben in seiner Gesamtheit ist unfehlbar, nicht jedoch in seinen Elementen.“ (Der Mensch im Kosmos – 1938)

„Persönlich scheint es meine Berufung, mein Schicksal zu sein, die aktiven und passiven Energien des Universums zu feiern, zu rechtfertigen, zu heiligen – und noch spezieller das menschliche Bemühen … Das Milieu der Heiligkeit, das um die Seelen meiner Zeit herum zu schaffen ich beitragen möchte, ist der Kult des evolutiven Milieus, das sie trägt und das sie in Gesamtheit konstituiert.“ (Tagebucheintrag - 8.11.1916)

  1. Klasse 12: Schöpfungsgeschichte

Die moderne Naturwissenschaft erklärt die Entwicklung des Universums durch den Urknall und die Evolution. Dadurch können wir Christinnen und Christen Gott für seine Schöpfung mit Urknall und Evolution loben und preisen:

  1. Am Anfang der Welt war Gott. Er hatte keinen Anfang und war klarer Geist und liebevolle Gemeinschaft. Er war Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er setzte einen unendlich heißen Punkt, der sich wie ein Feuerball nach allen Seiten ausdehnte. Er machte diesen Anfang vor 13,8 Milliarden Jahren und gab der Materie die Regeln.

Gott ließ das Universum sich nach allen Seiten ausdehnen. Die erste Phase dauerte bis 10 hoch minus 43 Sekunden (eins dividiert durch eine Zahl mit 43 Nullen). Die Temperatur war unbeschreiblich groß. Die vier Grundkräfte waren in einer Urkraft vereint. Erst mit dem Urknall entstanden Raum und Zeit.

  1. Gott schied die Gravitationskraft von der Urkraft und es entstand eine Mischung von Quarks, Antiquarks, Gluonen, Leptonen, Antileptonen, Photonen, W- und Z- Teilchen. Die zweite Phase dauerte bis 10 hoch minus 34 Sekunden. Die Temperatur betrug 10 hoch 32 Grad.
  2. In der dritten Phase trennte Gott die starke Kraft von der Urkraft und am Ende der Phase teilte er die Urkraft in elektromagnetische Kraft und schwache Kraft. Die dritte Phase dauerte 10 hoch minus 10 Sekunden nach dem Urknall.
  3. In der vierten Phase ließ Gott die Gluonen mit den Quarks zu Protonen und Neutronen vereinen. Er kühlte das Universum ab, damit sich die Protonen und Neutronen zu Atomkernen formieren konnten. Diese vierte Phase dauerte bis 100 Sekunden nach dem Urknall.
  4. In der fünften Phase kühlte Gott das Universum auf 1000 Grad Celsius ab, sodass die negativ geladenen Elektronen von den positiv geladenen Atomkernen eingefangen werden konnten. Er freute sich über die ersten Elemente. Diese fünfte Phase dauerte eine Million Jahre nach dem Urknall.
  5. In der sechsten Phase ließ Gott die Galaxien und Sterne entstehen. Die ersten entstanden eine Milliarde Jahre nach dem Urknall. Unsere Sonne ließ er zehn Milliarden Jahre nach dem Urknall entstehen.
  6. In der siebenten Phase ließ er es zu, dass auf einigen Planeten Leben entstand und sich weiterentwickelte. Auf der Erde entstanden Pflanzen und Tiere.
  7. In der achten Phase freute er sich über freie Lebewesen, Menschen, die mit Bildern, Werkzeugen und Worten eine eigene Welt schufen. Der Sinn ihres Lebens ist das ewige Leben mit dieser geheimnisvollen Kraft, die in jedem Augenblick unsichtbar anwesend ist und die die Menschen Gott nennen.

Das 7 Tage Lied der Bibel und Erklärungen

Zu Beginn der Bibel schrieben die jüdischen Schriftsteller einen Lobgesang auf Gott in 7 Strophen. Sie benutzten dabei die Erkenntnisse der damaligen Wissenschaften über die Entwicklung des Kosmos und des Lebens. Nach diesen Lobgesang stellten sie eine ältere Gartengeschichte mit Adam und Eva. Die zwei biblischen Schöpfungsgeschichten, das 7-Tage-Lied und die Gartengeschichte mit Adam und Eva stehen im Buch Genesis Gen 1,1 - 2,4a und in Gen 2,4b - 2,25. Sie beschreiben die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Das 7-Tage-Lied ist um 500 v. Chr. im Babylonischen Exil entstanden. Die Gartengeschichte ist 1000 vor Chr. in Israel entstanden. Gott offenbarte damit keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern sein Verhältnis und seine Beziehung zu den Menschen und die Antwort der Menschen auf seine Liebe.

Das 7-Tage-Lied beginnt mit einer dramatischen Einleitung. Nach der Erschaffung von Himmel und Erde war zwar alles ungeordnet und finster, aber es schwebte schon Gottes Geist über dem Wasser. Das Loblied erzählt die Erschaffung der Erde, wie sich 500 vor Christus die Juden in Mesopotamien die Erde nach ihren Erkenntnissen vorgestellt haben. Das Lied ist in 7 Strophen zu 7 Tagen und 8 Werken gegliedert. Gott spricht, scheidet, benennt, macht, setzt, segnet, übergibt, beauftragt, bestimmt und sieht, dass es gut ist. Es sind keine biologischen oder physikalischen Aussagen, sondern Aussagen über die Beziehung Gottes zu den Menschen.
Deutsche Bibelwissenschaft.de

SiebenTageText von Genesis 1: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
1. Tag: Gott sprach: Es werde Licht. (1. Werk: Licht) Und es wurde Licht. (1. Die Materie gehorcht Gott) Gott sah, dass das Licht gut war. (1. Begutachtung) Gott schied das Licht von der Finsternis. (1. Scheidung) und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. (1. Namensgebung) Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.

  1. Tag: Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. (2. Werk: Raum) Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. (2. Scheidung)

So geschah es. (2. Die Materie gehorcht Gott) und Gott nannte das Gewölbe Himmel. (2. Namensgebung) Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.

  1. Tag: Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. (3. Werk: Wasser und Land) (3. Scheidung) So geschah es. (3. Die Materie gehorcht Gott) Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. (3. Namensgebung) Gott sah, dass es gut war. (2. Begutachtung) Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. (4. Werk: Pflanzen; 1. Auftrag) So geschah es. (4. Die Materie gehorcht Gott) Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. (1. Auftrag ausgeführt)

Gott sah, dass es gut war. (3. Begutachtung) Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.

  1. Tag: Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. (5. Werk: Sonne, Mond und Sterne) So geschah es. (5. Die Materie gehorcht Gott) Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. (4. Begutachtung) Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag.
  2. Tag. Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. (6. Werk: Fische und Vögel) Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. (5. Begutachtung) Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. (1. Segen, 2. Auftrag) Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.
  3. Tag: Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendige Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. (7. Werk: Landtiere) So geschah es. (6. Die Materie gehorcht Gott) Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. (7. Werk: Landtiere) Gott sah, dass es gut war. (6. Begutachtung)

Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. (8. Werk: die Menschen) Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen. (2. Segen und 3. Auftrag) Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltige Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. (1. Erlaubnis) So geschah es. (7. Die Materie gehorcht Gott) Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. (7. Begutachtung) Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

  1. Tag: So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge. Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte. (3. Segen) Das ist die Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden. (Genesis 1,1 - 2,4a)

Was fällt auf?

Am Anfang bringt Gott Ordnung in das Tohu wabohu (hebräisch: wüst und leer). Er braucht zuerst Licht und dann scheidet er Licht von Finsternis, oberes Wasser und unteres Wasser und Land und Wasser. Gott gebraucht die Sprache, um die Welt zu erschaffen. Auch das Benennen ist eine Art der Schöpfung. Er gibt den ersten fünf unbelebten Dingen einen Namen: Licht, Finsternis, Himmel, Land und Meer. Gott befiehlt und es geschieht. Bei der Begutachtung lässt er das Gewölbe aus, sodass die Begutachtung des Menschen als 7. Begutachtung die beste Bonität erhält.

Die Lichter Sonne, Mond und Sterne redet er nicht an, weil sie in Babylon Götter sind. Damit zeigt er, dass sie Gegenstände mit dienenden Aufgaben sind und keine Götter. Er gibt drei Aufträge. Dem Land gibt er überraschender Weise den Auftrag, Pflanzen hervorzubringen. Fischen und Vögeln gibt er den Auftrag, sich zu vermehren. Beide segnete er und die Fische redete er wie die Menschen an. Die Landtiere bekommen keinen Segen und keinen Auftrag. Die Menschen segnet er, redet mit ihnen und gibt ihnen den Auftrag, fruchtbar zu sein, sich zu vermehren, die Erde zu bevölkern, sie zu unterwerfen und über die Tiere zu herrschen. Da merkt man, dass warum er die Landtiere nicht segnete und sie beauftragen konnte. Sie würden dann zu Konkurrenten der Menschen mit Segen und Auftrag sein. Da entscheidet sich Gott klar für die Menschen. Die Materie gehorcht Gott, wenn er Anweisungen gibt. Erwähnt wird dieses Gehorchen 7 Mal. Nur bei den Vögeln und Fischen steht es nicht. Dafür stehen dort der Segen und der Auftrag. Die Zahl 7 ist wieder eingehalten. Menschen kommen in der Mehrzahl vor. Es werden Menschen erschaffen (Polygenismus).

Wenn hier steht: „Als Mann und Frau schuf er sie“, dann ist nicht unbedingt ein Urelternpaar damit gemeint. Es kann auch gemeint sein, dass er sie in zwei Arten erschuf. Das Wort Abbild kommt dreimal vor. Es ist damit gemeint, dass die Menschen „Stellvertreter Gottes“ sind. Sie bekommen die Erlaubnis, Pflanzen zu essen. Eine Erlaubnis, Fleisch zu essen, ist hier nicht erwähnt. Auch die Tiere haben die Erlaubnis, die Pflanzen zu fressen. Es wird niemand geschlachtet und es gibt einen Gottesfrieden. Pflanzliche Nahrung ist das Geschenk Gottes. Die Menschen sind die Krone der Schöpfung. Bei der Begutachtung sah er, dass alles sehr gut war. Am 7. Tag vollendete Gott sein Werk, indem er ruhte. Vielleicht freute er sich. Er segnete den Tag. Segnen ist keine Arbeit. Er erklärte ihn für heilig. Auch das Bestimmen und Proklamieren ist keine Arbeit. Die Strophen beschreiben durchaus eine Art von Evolution, wobei der 4. Tag mit den Lampen, die Gott aufhängt, ein wenig aus dem Rahmen fällt. Das hängt vielleicht mit der Auseinandersetzung mit den Babyloniern zusammen, die diese Lichter als Götter verehren. Das Lied steigert sich von der Erschaffung des Lichts bis zur Erschaffung der Menschen. Gott befand das Werk als „sehr gut“ und dann vollendete und vollbrachte er sein Werk mit einem Ruhen. Gott gibt so den Rhythmus für die Arbeitswoche vor. Die Juden feiern den Sabbat und die Christen feiern den Sonntag als Ruhetag. Die Beziehung Gottes zu den Menschen ist von großem Wohlwollen geprägt. Er segnet sie und macht sie zu seinen Stellvertreter. Er beschenkt sie mit reicher Nahrung und mit dem heiligen Ruhetag. Die ganze Woche wird zum ständigen Schöpfungsprozess und der Sabbat zum Tag der Freude mit Gott und ohne Sklavenarbeit.

Zum Nachdenken

Die Aufgaben der Theologie und der Naturwissenschaft bei der „Welterkenntnis“ und der „Daseinsorientierung“ bei Max Seckler und George Coyne dar.
Max Seckler:
Im Dialog- und Interaktionsmodell „können Theologie und Naturwissenschaft ihre Funktionen unvermischt, aber auch ungetrennt ausüben. Die Grundidee dieses Modells ist, dass keine Wissenschaft für sich das Ganze beanspruchen darf, sondern dass sowohl Theologie als auch einzelne Naturwissenschaften einander ergänzende Subsysteme darstellen im Blick auf Welterkenntnis und Daseinsorientierung. Beide, Theologie und Naturwissenschaft, können einander dazu verhelfen, ihre je spezifische Aufgabe besser wahrzunehmen.
Aus: Wolfgang Weirer u.a. Religion betrifft. AHS 7. Hsg. IKF Wien. S. 110-111. Teilweise nach: Max Seckler: was heißt eigentlich „Schöpfung“? Zugleich ein Beitrag zum Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft. In: ThQ 177 (1997) 3, 161-188

George Coyne1Der Jesuit George Coyne: »Ein Wissenschaftler erfährt beim Blick durchs Teleskop, dass wir aus Sternenstaub gemacht sind«.
»Astrophysik, Quantentheorie, Chaostheorie und Komplexitätsforschung lehren uns auch, dass wir in einem nicht vorbestimmten, sondern offenen Universum leben, das eher Eigenschaften wie Kreativität, Freiheit und Spontaneität spiegelt als einen festgefügten Plan«
»Würde ich mich fragen, was für ein Gott ein solches Universum geschaffen haben mag, so müsste ich sagen: ein wunderbarer Gott, der uns dauernd an seiner eigenen Kreativität teilnehmen lässt. «
»Gott gab uns ja gerade unsere Gehirne, um auch Wissenschaft zu treiben und nicht, um ihn als Lückenbüßer für ungeklärte Fragen einzusetzen «
Aus: Rüdiger Sünner, Gottes Astronom. Wie der amerikanische Astrophysiker und Jesuit George Coyne Wissenschaft und Glaube verbindet http://www.ruedigersuenner.de/George%20Coyne.pdf

Naturwissenschaft und Theologie bei Ludwig Wittgenstein und Robert Spaemann. 
Ludwig Wittgenstein:
Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist.
Ludwig Wittgenstein (1889-1951) in seinem “Tractatus logico philosophicus” (6.44)

Robert Spaemann: Was naturwissenschaftlich gesehen Zufall ist, kann ebenso göttliche Absicht sein wie das, was für uns als zielgerichteter Prozess erkennbar ist. Gott wirkt ebenso durch Zufall wie durch Naturgesetze.
(Aus: Robert Spaemann, Der Gottesbeweis. Warum wir, wenn es Gott nicht gibt, überhaupt nichts denken können. Die Welt. 26.3.2005, abgerufen 13.4.2016 http://www.welt.de/print-welt/article560135/Der-Gottesbeweis.html

Gegensätzlichen Thesen:

  1. Ein Naturalist: Naturwissenschaft macht Religion überflüssig.
  2. Ein Kreationist: Religion muss die Evolutionstheorie bekämpfen.
  3. Ein Kommunist: Der Urknall ist die Erfindung der katholischen Religion.
  4. Ein Nationalist: Die Evolution zeigt, dass wir eine höhere Entwicklungsstufe sind.

Gegensätzliche Sätze von Johannes Daxbacher, Autor der Themenfelder.

Sieben-Tage-Hymnus und moderne Schöpfungserzählung

Genesis:
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.
Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.
Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. (Genesis 1,1-13, Einheitsübersetzung, abgerufen am 13.4.2016)

Schöpfung im heutigen Weltbild:

  1. Am Anfang der Welt war Gott. Er hatte keinen Anfang und war klarer Geist und liebevolle Gemeinschaft. Er war Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er setzte einen unendlich heißen Punkt, der sich wie ein Feuerball nach allen Seiten ausdehnte. Er machte diesen Anfang vor 13,8 Milliarden Jahren und gab der Materie die Regeln. Gott ließ das Universum sich nach allen Seiten ausdehnen. Die erste Phase dauerte bis 10 hoch minus 43 Sekunden (eins dividiert durch eine Zahl mit 43 Nullen). Die Temperatur war unbeschreiblich groß. Die vier Grundkräfte waren in einer Urkraft vereint. Erst mit dem Urknall entstanden Raum und Zeit.
  2. Gott schied die Gravitationskraft von der Urkraft und es entstand eine Mischung von Quarks, Antiquarks, Gluonen, Leptonen, Antileptonen, Photonen, W- und Z- Teilchen. Die zweite Phase dauerte bis 10 hoch minus 34 Sekunden. Die Temperatur betrug 10 hoch 32 Grad.
  3. In der dritten Phase trennte Gott die starke Kraft von der Urkraft und am Ende der Phase teilte er die Urkraft in elektromagnetische Kraft und schwache Kraft. Die dritte Phase dauerte 10 hoch minus 10 Sekunden nach dem Urknall.
  4. In der vierten Phase ließ Gott die Gluonen mit den Quarks zu Protonen und Neutronen vereinen. Er kühlte das Universum ab, damit sich die Protonen und Neutronen zu Atomkernen formieren konnten. Diese vierte Phase dauerte bis 100 Sekunden nach dem Urknall.
  5. In der fünften Phase kühlte Gott das Universum auf 1000 Grad Celsius ab, sodass die negativ geladenen Elektronen von den positiv geladenen Atomkernen eingefangen werden konnten. Er freute sich über die ersten Elemente. Diese fünfte Phase dauerte eine Million Jahre nach dem Urknall.
  6. In der sechsten Phase ließ Gott die Galaxien und Sterne entstehen. Die ersten entstanden eine Milliarde Jahre nach dem Urknall. Unsere Sonne ließ er zehn Milliarden Jahre nach dem Urknall entstehen.
  7. In der siebenten Phase ließ er es zu, dass auf einigen Planeten Leben entstand und sich weiterentwickelte. Auf der Erde entstanden Pflanzen und Tiere.
  8. In der achten Phase freute er sich über freie Lebewesen, Menschen, die mit Bildern, Werkzeugen und Worten eine eigene Welt schufen. Der Sinn ihres Lebens ist das ewige Leben mit dieser geheimnisvollen Kraft, die in jedem Augenblick unsichtbar anwesend ist und die die Menschen Gott nennen. (Autor: Johannes Daxbacher)

Gegensätzlichen Thesen:

  1. Ein Kommunist: Der Urknall ist die Erfindung der katholischen Religion. Materie ist ewig.
  2. Ein Naturalist: Der Urknall war nicht der Anfang. Es gab viele Universen davor.
  3. Ein Kreationist: Der Urknall ist die Erfindung der Ungläubigen.
  4. Ein Nationalist: Der Urknall konnte nur erkannt werden, weil wir eine höhere Entwicklungsstufe sind.

(Autor: Johannes Daxbacher)

 

Weiterführende Literatur: a) Die Unterschiede zwischen Naturwissenschaft und Theologie und b) Teilhard de Chardin dachte die Evolution weiter. (7. Klasse S. 110, 116)