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Johannes23Das zweite Vatikanische Konzil

Am 25. Jänner 1959 platzte in Rom eine Bombe: Papst Johannes XXIII (Bild) kündigte ein Konzil an. Er tat es – nach eigenen Angaben – „vor Bewegung zitternd, aber zugleich mit demütiger Entschlossenheit“. Johannes is , als er seine Ankündigung macht, noch keine neunzig Tage im Amt. Aber auch wenn die öffentliche Meinung die Ankündigung euphorisch aufnimmt - innerkirchlich prallen viele Erwartungen und Vorstellungen aufeinander. Die ersten Reaktionen von Kardinälen in aller Welt sind sehr gemischt. Der Papst sticht da in ein Wespennest, sagt der Mailänder Kardinal Montini, der künftige Papst Paul VI., erregt zu seinem Sekretär. US-Kardinal Spellmann spricht von einem "sicheren Misserfolg" und ärgert sich, dass man ihn nicht vorab informiert habe. Die Vatikanzeitung Osservatore Romano druckt die Ansprache des Papstes nicht ab, sondern veröffentlicht nur ein dürres Kommuniqué aus dem Staatssekretariat. Die Jesuitenzeitschrift "Civilta Cattolica" ignoriert die Ankündigung des Papstes gleich ganz.

Johannes vertraut die Vorbereitung des Konzils dem Kurienkardinal Tardini und einer Vatikan-Kongregation an. Ein wohlüberlegter Schachzug: Er versucht seine Kurie von Anfang an einzubinden, um in ihr keinen passiven Widerstand aufkommen zu lassen. Im Juli gibt er dann aber, nach einem Nachdenk-Spaziergang in den Vatikanischen Gärten, "Zweites Vatikanisches Konzil" als offiziellen Titel vor. Damit ist klar, dass nicht an eine Fortführung und offizielle Beendigung des Ersten Vatikanums gedacht ist - Johannes erteilt den alten Konzilsplänen aus der Ära der zwei Pius-Päpste also eine Absage.

Papst Johannes charakterisiert das Konzil: "Hauptzweck wird es sein, das Wachstum des katholischen Glaubens zu fördern“ und „die Sitten des christlichen Volkes zu erneuern.“ Er nennt es ein „wunderbares Schauspiel der Wahrheit, der Einheit und der Liebe. Ein Schauspiel, dessen Anblick, wie wir hoffen, auch für die vom Apostolischen Stuhl Getrennten eine sanfte Einladung darstellen wird, jene Einheit, um die Jesus Christus seinen himmlischen Vater so inständig gebeten hat, zu suchen und zu erlangen." Die Ankündigung eines „ökumenischen“ Konzils bedeutete damit eine Einladung an die getrennten Kirchen (wie die evangelischen und orthodoxen Kirchen) nach der Einheit zu suchen. Sie wurden auch als Beobachter zum Konzil eingeladen.

So beginnt 1959 eine erste Phase der Vorbereitung. Es kommt zur ersten Sondierung der Wünsche und Erwartungen.

1960 erfolgt die2 Vat Konzil Einsetzung der Zentralkommission und zehn weiterer Kommissionen wie: Lehrfragen, Bischöfe und Diözesanverwaltung, Disziplin, Sakramente und Liturgie, Studien und Schulen.

Diese Kommissionen erarbeiten die Entwürfe (Schemata) für die Dokumente, die vom Konzil verabschiedet werden sollen. Des Weiteren kommt es zur Gründung zweier Sekretariate - für die Einheit der Christen, und für die Nichtglaubenden, das der Wiener Kardinal Franz König übernimmt.

1961 beginnt die dritte Phase der Vorbereitung: Die Zentralkommission nimmt ihre Arbeit auf - 59 Schemata werden vorbereitet. Die Texte sind hervorragend ausgearbeitet - die tatsächliche Arbeitszeit des Konzils wird daher mit wenigen Wochen veranschlagt. Umso erstaunlicher: Keines der Schemata hat die Diskussion des Konzils "überlebt"; schließlich wurden 16 Dokumente vom Konzil verabschiedet: 4 Konstitutionen, 9 Dekrete und 3 Erklärungen (32 Dokumente). Die Dokumente des Zweiten Vatikanums wurden bei etwa 2200 bis 2400 Stimmberechtigten mit großer Einhelligkeit verabschiedet - es gab jeweils nur zwischen 4 und 88 Nein-Stimmen.

Ein Konzil ist eine vom Papst einberufene und von ihm geleitete Zusammenkunft aller Bischöfe und anderer für die Kirche bedeutender und sachverständiger Personen, bei der über wichtige Fragen des Glaubens und der kirchlichen Ordnung beraten wird. Dabei vertraut die Kirche auf den besonderen Beistand des Heiligen Geistes.

Die Themen des Konzils: die Liturgie, die Kirche, die Offenbarung, die Pastoral, die Ökumene, die Religionen:

  1. Lainz KonzilDie Liturgie als Lebens- und Glaubensquelle: Liturgie ist die Feier des Gottesdienstes der Kirche. Sie ist Feier des auferstandenen und gegenwärtigen Herrn Jesus Christus und die Feier mit ihm. Liturgie hat eine Richtung "von unten", von den Menschen zu Gott, und eine Richtung "von oben", von Gott zu den Menschen. Die Eucharistiefeier ist "Höhepunkt und Quelle des Lebens der Kirche". Die Sakramente werden von der ganzen zum Gottesdienst versammelten Kirche gefeiert. Alle Feiernden sollen auf je ihre Weise innerlich und äußerlich an der Feier teilnehmen. Der Priester, der Diakon, Männer und Frauen als Ministranten, Lektoren, Kantoren usw. haben in der Liturgie spezifische Aufgaben und feiern sie mit tätiger Teilnahme. MUTTERSPRACHE: Das Konzil hält grundsätzlich an der lateinischen Sprache für die Liturgie fest. Lesungen, Evangelium und bestimmte Gebete können und sollen in der Muttersprache vorgetragen werden. Konkrete Regelungen sollen durch die Bischofskonferenzen festgelegt werden. Die Möglichkeit, den Gottesdienst in der Muttersprache feiern zu können, wurde mit Freude und Dankbarkeit aufgenommen. VOLKSALTAR: Der "Volksaltar" ist das in jeder Pfarre sichtbarste Zeichen des „Konzilswillens", Die Idee des "Volksaltars" setzt sich nach dem Konzil sehr rasch durch. An die Stelle der Vorstellung vom der Priester, der am "Hochaltar" an der Spitze und im Namen des "pilgernden Gottesvolk" handelt, tritt stärker die Vorstellung der um den auferstandenen Herrn versammelten Gemeinde, die gemeinsam feiert. Die Grundidee ist es, den Gottesdienst als Lebensquelle neu zu entdecken. Das Konzil schreibt: In Christus wird „die Heiligung des Menschen und Verherrlichung Gottes verwirklicht“ (Konstitution über die heilige Liturgie, Sacrosanctum Concilium SC 10). Im Bereich Liturgie ist immer wieder zu klären: Ist die regelmäßige Liturgie in der "Volkssprache" in unseren Pfarren selbstverständlich? In welchen Situationen ist der sonntägliche Gottesdienst an einem "Hochaltar" sinnvoll? Welche Ausdrucksformen "verdichten" unsere liturgischen Feiern, welche Ausdrucksformen "banalisieren" unsere Liturgie?

Neuer Gottesdienst in der Kirche?                             7. Klasse

Heute hab ich mich gefreut, in den Gottesdienst zu gehen. Ich freue mich, mich auf meinen Gott auszurichten, das heilige Brot zu essen und mich mit Jesus Christus zu verbinden. Normalerweise koche ich vorher den Kaffee und den Tee für den Pfarrkaffee danach. Aber heute fiel das aus, weil der Diakon nach der Messe über seine Indienreise erzählte, bei der er seine Tochter besuchte, die bei den Salesianern mit Straßenkindern arbeitet. Auch meine Frau begleitete mich und wir freuten uns auf das neue Liederbuch und auf das gemeinsame Singen. Wir trafen auch Freunde, die für den Suppentag in der Pfarre kochten. Das ist eine Aktion, bei der Geld für ein Caritasprojekt gesammelt wird. Der Diakon predigte über eine Geschichte, bei der Petrus und zwei Freunde Jesus am Berg plötzlich ganz weiß erlebten und eine Stimme vom Himmel sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören!“ Sie fielen mit dem Gesicht auf den Boden. Jesus fasste sie an und sagte: „Steht auf, habt keine Angst!“ Ich fand dieses Gotteserlebnis der drei wunderbar. Dies ist eine gute Nachricht, die mir etwas für mein Leben gibt. Ich weiß jetzt, dass Jesus auch zu mir sagt: „Steh auf, hab keine Angst!“ Seit 1963 gibt es in der Katholischen Kirche die Gebete und den Gesang in der Landessprache. Im Dezember 1963 beschlossen die Bischöfe beim das 2. Vatikanischen Konzil eine grundlegende Liturgiereform. Liturgie meint dabei den Gottesdienst und die Sakramente. Auch eine sogenannte Inkulturation mit regionalen Elementen im Gottesdienst wurde damit eingeleitet. (Buch S.14-15)

  1. Die Kirche als Sakrament der Einheit. Durch das Konzil wird der hierarchische Aspekt durch den charismatischen Aspekt ergänzt, die Sicht des geweihten Amtes durch die Sicht der Laien ergänzt, die Sicht des Primat des Papstes durch die Sicht der Kollegialität der Bischöfe ergänzt, die Sicht der Universalkirche durch die Sicht der Ortskirche ergänzt. Die Kirche wird als Mysterium und als Gemeinschaft gesehen. Sie stützt sich auf Christus. Als Mysterium bzw. Sakrament verbindet sie in sich Sichtbares und Unsichtbares. Kirche ist nicht nur der geheimnisvolle Leib Christi, sondern auch das durch die Geschichte wanderndes, pilgenderndes Gottesvolk. Alle Menschen ruft Gott in die Kirche und innerhalb der Kirche gibt es "eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi" (Konstitution über die Kirche, Lumen gentium 32).

Die Rolle des Papstes wird deutlich in die Gemeinschaft der Bischöfe eingebunden. Entscheidend ist der Gedanke der Kollegialität der Bischöfe, ohne dass der Primat des Papstes in Frage gestellt würde. Das Amt der "ständigen Diakone" wird wieder eingerichtet. Die Kirche hat Maria, die Mutter Gottes, als Vorbild. Es ist für die Kirche als Ganze und für jede(n) Einzelne(n) in ihr "vor allem" wichtig, die Offenheit zu Gott zu leben, wie sie an Maria abgelesen werden kann. Wie Maria sollen die Christen das Geschenk, das Jesus Christus ist, annehmen und es weitergeben an die Welt. Das Konzil schreibt: „Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. (Lumen gentium (LG) 1) Im Bereich Kirche ist immer wieder zu klären: das Verhältnis von geistlichem Amt und Aufgabe der Laienchristen, das Verhältnis von Universalkirche und Ortskirche, die "Kirche als Mysterium", die "Kirche als Volk Gottes", die "Kirche als Communio" (Gemeinschaft), die "Kirche als Hierarchie", die "Kirche als Leib Christi"

  1. Bibel Offenbarung als Gemeinschaft mit Gott: Die Heilige Schrift und die Heilige Überlieferung sollen beide "mit gleicher Liebe und Achtung angenommen und verehrt" werden. Sie bezeugen Gottes Offenbarung. Offenbarung soll immer als ein "Offenbarungsgeschehen" verstanden werden. Sie ist nicht nur eine Information von Seiten Gottes. Die Offenbarung ergeht in Ereignissen, die Taten und Worte umfassen. Durch die Offenbarung vermittelt Gott nicht in erster Linie irgendwelche Botschaften, sondern vor allem sich selbst. Ziel der Offenbarung ist nicht allein Wissen, sondern vor allem die Gemeinschaft mit Gott. Die Weitergabe (transmissio) der Offenbarung erfolgt sowohl durch die Heilige Schrift (scriptura) wie auch durch die Tradition (traditio). Sie umfasst: die Auslegung der Heiligen Schrift, die Werke der Heiligen und Theologen, die Dokumente des Lehramtes, die Liturgie und die Praxis der Kirche. Auch in der Schöpfung können wir die Spuren Gottes erkennen. Die Grundidee des Konzils ist es, durch die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift und mit der Tradition in die Gemeinschaft mit Gott einzutauchen. Das Konzil schreibt: Durch seine Offenbarung wollte Gott sich selbst und die ewigen Entscheidungen seines Willens über das Heil der Menschen mitteilen, "um Anteil zu geben am göttlichen Reichtum, der die Fassungskraft des menschlichen Geistes schlechthin übersteigt". (Dei Verbum (DV) 6, Konstitution über die göttliche Offenbarung). "Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat muss der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte." (Dei Verbum DV12). Das Christentum ist keine Schriftreligion, sondern eine Beziehungsreligion (Beziehung zu Gott und Jesus). Im Bereich Offenbarung ist immer wieder zu klären: das "Gotteswort in Menschenwort", die historisch-kritische und die kirchlich-geistliche Auslegung, das Verhältnis von Schrift und Tradition, "unfehlbares Wort Gottes" und zeitbedingtes menschliches Wort; was gehört alles zur Offenbarung.
  2. Pastoral (Seelsorge) als Gespräch mit der Welt: Die Kirche lebt "in der Welt von heute". Ihre Botschaften, ihre Lebensformen und ihre Lebensäußerungen müssen in allen Generationen in die jeweilige Lebenswirklichkeit übersetzt werden (Das Wort Aggiornamento heißt "Auf den Tag bringen). Die Kirche will auf die Ereignisse, Bedürfnisse und Wünsche, die sie mit allen Menschen teilt, eingehen und zu erkennen versuchen, "was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind" (Gaudium et spes 11). Einerseits soll die tatsächliche Situation der Welt, der Menschen, der Gesellschaft ... wahrgenommen werden; andererseits soll versucht werden, diese Beobachtungen im Licht des Glaubens zu verstehen. Die Zeichen der Zeit sind zu erkennen. Das Zweite Vatikanische Konzil skizziert in seiner Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" drei Formen des Verhältnisses zwischen Kirche und Welt: Dialog zwischen Kirche und Welt, Mission als Verkündigung der Liebe Gottes in Wort und Tat und Zusammenarbeit zwischen Kirche und Welt. Die Grundidee ist es, die Situationen der Welt, der Menschen und der Gesellschaft wahrzunehmen und sie im Licht des Glaubens zu verstehen. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Pastoralkonstitution des II. Vatikanischen Konzils. Es schreibt: Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden. (Gaudium et spes (GS) 1, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute) Immer wieder ist zu klären: der Unterschied zwischen "Aggiornamento" und Anpassung an den Zeitgeist, die Wege der Glaubensvermittlung, der Platz der Kirche in der Gesellschaft.
  3. Das LiebesmahlÖkumene als Weg zur Einheit der Christen. Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen, war eine der Hauptaufgaben, die sich die Konzilsteilnehmer des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils gaben. Zwar sieht das Konzil die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht als gleichwertige Verwirklichung der von Jesus gegründeten Kirche an, aber das Konzil spricht von vielfältigen "Elementen der Heiligung und der Wahrheit" (Lumen gentium 8), die außerhalb der römisch-katholischen Kirche zu finden sind. Das Konzil vermeidet es, von einer Rückkehr der getrennten Christen in die römisch-katholische Kirche zu sprechen. Das Konzil bringt zum Ausdruck, dass die sichtbare Einheit der Kirche trotz aller menschlichen Bemühungen in Begegnungen und Dialogen letztlich nur von Gott geschenkt werden kann. Für das Konzil "gibt es keine verlorene Einheit, sondern nur eine zerbrochene Einheit durch Abspaltung von der existierenden einen Kirche" (Otto Hermann Pesch), die in der römisch-katholischen Kirche verwirklicht ist. Die Einheit ist verbunden mit der Anerkennung des Papstes und der katholischen Lehre. Das Konzil vertraut darauf, dass Gott Wege dahin kennt, die sich die Christen von ihm zeigen lassen. Mit der Lehre von der "Hierarchie der Wahrheiten" wird deutlich gemacht, dass die einzelnen Glaubensinhalte nicht alle das gleiche Gewicht haben, sondern der Wichtigkeit nach in einer Rangordnung stehen. Daher ist auch die Übereinstimmung in den Glaubensaussagen nicht in allen Fällen von gleicher Bedeutung und Dringlichkeit. Das Konzil schreibt: Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten, und geht einen jeden an, je nach seiner Fähigkeit, sowohl in seinem täglichen christlichen Leben wie auch bei theologischen und historischen Untersuchungen. Diese Sorge macht schon einigermaßen deutlich, dass eine brüderliche Verbindung zwischen allen Christen schon vorhanden ist; sie ist es, die schließlich nach dem gnädigen Willen Gottes zur vollen und vollkommenen Einheit hinführt. (Unitatis redintegratio (UR) 5, Dekret über den Ökumenismus) Die Grundidee ist es, in allem, was heute schon möglich ist, das Miteinander mit den- getrennten Schwestern und Brüdern suchen. Immer wieder zu klären: Die Suche nach der Einheit in der Vielfalt der christlichen Traditionen und Glaubensgemeinschaften. Mit welchen Gemeinschaften ist eine Vereinigung in der Kirche möglich, oder sinnvoll? Mögliche Schritte auf dem Weg zur Einheit.
  4. Wahrheit2Die anderen Religionen mit Strahlen der einen Wahrheit: INTERRELIGIÖSER DIALOG: Das Konzil anerkennt, dass "Gebote und Lehren" anderer Religionen "nicht selten einen Strahl jener Wahrheit wiedergeben, die alle Menschen erleuchtet". - "Die Kirche lehnt nichts von dem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist." (Nostra aetate 2) Das Konzil vertritt einen "religionstheologischen Inklusivismus": Die Fülle der Wahrheit und des Heiles ist in Jesus Christus geoffenbart, dennoch können Elemente der Wahrheit und des Heiles auch außerhalb der katholischen Kirche gefunden werden. Das Konzil wollte Religionsfreiheit: "Das Recht auf religiöse Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als Einzelner oder in Verbindung mit anderen nach seinem Gewissen zu handeln." (Dignitatis humanae (DH) 2 - Erklärung über die Religionsfreiheit) DIE ÜBERZEUGUNG: "Die einzig wahre Religion, so glauben wir, ist verwirklicht in der katholischen, apostolischen Kirche, die von Jesus dem Herrn den Auftrag erhalten hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten." (Dignitatis humanae 1) DIE VERPFLICHTUNG ZUR WAHRHEIT: "Weil die Menschen Personen sind, d. h. mit Vernunft und freiem Willen begabt und damit auch zu persönlicher Verantwortung erhoben, werden alle - ihrer Würde gemäß - von ihrem eigenen Wesen gedrängt und zugleich durch eine moralische Pflicht gehalten, die Wahrheit zu suchen, vor allem jene Wahrheit, welche die Religion betrifft." (Dignitatis humanae 2) Das Konzil schreibt: "Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat. (Nostra aetate (NA) 2, Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen). Es ist immer wieder zu klären: Das schwierige Verhältnis der Kirche zwischen der Vorstellung der "einen, wahren Religion" und dem Auftrag des interreligiösen Dialogs. Grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten, Die Möglichkeiten eines friedlichen Nebeneinanders oder eines fruchtbaren Miteinanders.
    ( Siehe auch Phänomen Wahrheit in den Religionen)

  5. Wenn andere Religionen einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet, dann kann Jesus Christus in diesen Religionen verborgen anwesend sein. Wenn die Menschen ihn dann erkennen, finden sie in ihm die Fülle des religiösen Lebens.

Zum Überlegen

Johannes23Papst Johannes XXIII charakterisierte das Konzil so: "Hauptzweck wird es sein, das Wachstum des katholischen Glaubens zu fördern“ und „die Sitten des christlichen Volkes zu erneuern.“ Er nennt es ein „wunderbares Schauspiel der Wahrheit, der Einheit und der Liebe. Ein Schauspiel, dessen Anblick, wie wir hoffen, auch für die vom Apostolischen Stuhl Getrennten eine sanfte Einladung darstellen wird, jene Einheit, um die Jesus Christus seinen himmlischen Vater so inständig gebeten hat, zu suchen und zu erlangen." Die Ankündigung eines „ökumenischen“ Konzils bedeutete damit eine Einladung an die getrennten Kirchen (wie die evangelischen und orthodoxen Kirchen) nach der Einheit zu suchen. Sie wurden auch als Beobachter zum Konzil eingeladen.
Aus: Heft „Freudig und furchtlos, Das II. Vatikanische Konzil wieder lesen“ Bernhard Körner / Maria Unterberger, Auflage 2012/3 Seite 10.
Bildquelle: Wikipedia, Abgerufen 18.4.20016 https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_XXIII.#/media/File:Pope_John_XXIII_-_1959.jpg

Der Verlauf des Konzils, der neue Gottesdienst und die Sicht der Kirche als Volk Gottes.
An die Stelle der Vorstellung vom Priester, der am "Hochaltar" an der Spitze und im Namen des "pilgernden Gottesvolk" handelt, tritt stärker die Vorstellung der um den auferstandenen Herrn versammelten Gemeinde, die gemeinsam feiert. Die Grundidee ist es, den Gottesdienst als Lebensquelle neu zu entdecken.
(Aus: Heft „Freudig und furchtlos, Das II. Vatikanische Konzil wieder lesen“ Bernhard Körner / Maria Unterberger, Auflage 2012/3, nach: Sacrosanctum Concilium (SC) Konstitution über die heilige Liturgie)

Die Kirche wird als Mysterium und als Gemeinschaft gesehen. Sie stützt sich auf Christus. Als Mysterium bzw. Sakrament verbindet sie in sich Sichtbares und Unsichtbares. Kirche ist nicht nur der geheimnisvolle Leib Christi, sondern auch das durch die Geschichte wanderndes, pilgenderndes Gottesvolk. Alle Menschen ruft Gott in die Kirche und innerhalb der Kirche gibt es "eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi" (Konstitution über die Kirche, Lumen gentium 32).
(Aus: Heft „Freudig und furchtlos, Das II. Vatikanische Konzil wieder lesen“ Bernhard Körner / Maria Unterberger, Auflage 2012/3)

Unterschiedliche Thesen zum Verhältnis von Priester und Bischöfe zum Volk Gottes:

  1. Bischöfe und Priester sind Sünder und müssen sich bekehren.
  2. Bischöfe und Priester sollen dem Volk Gottes untergeordnet werden.
  3. Die Bischöfe und die Priester müssen auf das Volk Gottes hören.
  4. Eine Beziehung zu Christus ist möglich ohne Mitglied der Kirche zu sein.

(Autor Johannes Daxbacher)

 

Die Erklärung zum Anliegen der Kirche und zur Religionsfreiheit des II. Vatikanischen Konzils
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.
(Gaudium et spes (GS) 1, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute)

Das Recht auf religiöse Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als Einzelner oder in Verbindung mit anderen nach seinem Gewissen zu handeln."
(Dignitatis humanae (DH) 2 - Erklärung über die Religionsfreiheit)

Die Religionsfreiheit, das Anliegen der Kirche und die „aktive“ Religionsfreiheit von Winfried Kretschmann. 
Der Staat muss sinnstiftende Gemeinschaften fördern, da er selber keinen Sinn stiften kann und - wenn er freiheitlich bleiben will - auch nicht darf. Nicht im Staat, sondern in den Religionen äußert sich die menschliche Sehnsucht nach Fülle. Religionen sind deshalb nicht nur zuzulassen, sondern zu fördern. … Der Staat darf sich aber nicht an Glaubensgrundsätze einer bestimmten Religionsgemeinschaft gebunden fühlen. Eine Einheit von Staat und Religion würde die Freiheit untergraben. Der Staat muss in religiösen Fragen neutral bleiben. In Weltanschauung und Religion müssen die Menschen sich unterscheiden dürfen. … Notwendig ist eine zweifach „aktive“ Religionsfreiheit: eine, die vom Staat aktiv gefördert wird und die deshalb von den Religionsgemeinschaften zum Wohle der ganzen Gesellschaft aktiv mit Leben erfüllt werden kann und muss.
(Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Mitglied der Grünen und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. CIG 15/2013, http://www.christ-in-der-gegenwart.de/aktuell/artikel_html )

Gegensätzliche Thesen zum Verhältnis von Staat und Kirche:

  1. Die Kirche gibt den Sinn, der Staat die Gesetze.
  2. Gott ist die Grundlage des Staates.
  3. Der Staat darf sich in die Kirche nicht einmischen.
  4. Die Kirche darf den Staat nicht kritisieren.

(Autor Johannes Daxbacher)

Weiterführende Literatur: a) Das 2. Vatikanische Konzil und der Hl. Geist verändern die Kirche, Johannes XXIII (7. Klasse S. 16-17, 18-19) b) Anwesenheit Gottes im Gottesdienst in der Kirche nach dem II Vat (7. Klasse S. 14-15) b) Christentum und säkularer Staat kooperieren. Kardinal Franz König (6. Klasse S. 128), Aktive Religionsfreiheit. (8. Klasse S. 52-60, 60)